Eigentum

2014self

Einmal war ich von einem Freund eingeladen, in das Ferienhaus seines Schwiegervaters. Das steht an einem See. Auf dem Grundstück, direkt neben dem Haus ein rießengroßer Felsblock. Ein Findling, vielleicht hunderte Tonnen schwer, von dessen Massivität eine große Kraft ausgeht. Und ich denke so bei mir, dass ich auch gerne so einen Felsen besitzen würde. So einen schweren, unverrückbaren Granitblock. Ich weiß nicht wozu, aber ich würde ihn gerne mein Eigentum nennen. So ein Ding, das vielleicht schon 100 Millionen Jahre an dieser Stelle liegt und vielleicht noch in 100 Millionen Jahren da liegen wird. Aus Sicht eines Menschenlebens sind das viele Ewigkeiten.

Dann frage ich mich, was der Fels wohl davon hält, einen Besitzer zu haben?

Ein Fels denkt in ganz anderen Zeiträumen. Der Fels merkt sicherlich gar nicht, dass er einen Besitzer hat. Und wie verwegen es doch von dem Besitzer ist, zu denken, dass ihm der Fels gehört. Er darf es sich vielleicht einbilden, aber der Fels gehört allenfalls sich selbst. Zu groß und zu schwer, an eine andere Stelle gebracht zu werden, hat der Fels vielleicht schon tausende Besitzer gehabt und wird vielleicht noch tausende Besitzer haben. Den Fels kratzt das nicht. Jeder Besitzer ist bestenfalls Besucher – und fort, schon in einem Augenblick.