SILVESTER

2016-01-Feuerwerk4

An Silvester ist der Teufel ängstlich. Die guten Menschen ziehen durch die Straßen und werfen mit Böllern und schießen Feuerwerkskörper in die Luft. Das macht dem Teufel Angst. Das macht mir Angst. Der Teufel und seine Hexen ziehen sich zurück und suchen Schutz. Die guten Menschen sind auf der Jagd. Die guten Menschen. Die guten Menschen sind nicht gut. Sie ziehen marodierend durch die Straßen. Die guten Menschen haben die Geschichte von den guten Menschen und vom Teufel geschrieben. Es ist Propaganda. Die Teufel und die Hexen sind die, die die Menschen lieben und sich darum bemühen, sie zu verstehen. Die Teufel und Hexen wollen im Einklang mit sich und der Natur leben.

Die Zukunft der Fernsehens II

Letztens war das österreichische Fernsehen da. Jetzt ist zu sehen, was daraus geworden ist. Im folgenden Clip einige Ausschnitte von dem, was ich sagen durfte:

Wer den ganzen – sehr empfehlenswerten – Film sehen möchte schicke mir bitte eine Email oder bemühe Google.

MENSCHEN, DIE AUF BILDSCHIRME STARREN
– ÜBER DIE ZUKUNFT DES FERNSEHENS

Das Fernsehen ist tot! Kaum haben wir uns an soziale Netzwerke und internetfähige Smartphones gewöhnt, da ist es auch mit der Gemütlichkeit des Wohnzimmers vorbei. Das Leitmedium TV ist entthront, manche meinen sogar: dem Tod geweiht.
Tatsächlich rüstet das Fernsehen auf und wird zum Super-Medium: Hochvernetzt, sozial und interaktiv, gerne einmal in 3D, omnipräsent, multifunktional und maßgeschneidert. Die Dokumentation “Die Zukunft des TV” von Siegfried Steinlechner verortet das Fernsehen im jetzt und geht den möglichen Szenarien der Zukunft auf den Grund.

Regie
Siegfried Steinlechner

ORF 2015

LATK#3 – Bilder und Realitäten (GER)

LIFE ACCORDING TO KORSAKOW #3
Bilder und Realitäten

Episode 3 is in German.

Menschen lieben es, Geschichten zu hören und zu erzählen. Doch es ist viel mehr als nur ein Vergnügen, es ist die Grundlage des Mensch seins selbst. Menschen erzählen sich Geschichten und das unterscheidet sie von allen anderen Lebewesen. Menschen haben die Fähigkeit entwickelt zu erzählen, dadurch können sie Erfahrungen weitergeben, so dass das, was ein Mensch gelernt hat, nicht verloren sein muss, wenn er stirbt. Er kann seine Erkenntnisse – zumindest ein Stück davon – weitergeben. Und der, der empfängt, kann von Erfahrungen profitieren, auch wenn er sie selbst nie gemacht hat.

Aus zwei weiteren Gründen erzählen die Menschen Geschichten:
Indem die Menschen miteinander reden, justieren sie ihre Sinne. Sie können überprüfen, ob das, was ihre Augen zeigen, was ihre Ohren hören, mit dem übereinstimmt, was andere wahrnehmen. Und wenn sie sich ein Mensch erzählen läßt, was ein anderer sieht, kann er damit seine Sinne erweitern. Er kann Dinge wahrnehmen, die viel zu weit weg sind um sie selbst zu hören, zu sehen, zu riechen oder zu fühlen.

Der Austausch erfolgt in Worten, in Sätze gepackt und oft mit Bildern in Geschichten zu Paketen geschnürt. Geschichten können verschiedene Formen haben. Wie die Pakete, die man mit Post verschickt, in Normgrößen eingeteilt sind. Die Größe der Pakete und die Art, wie sie gepackt sind, geben vor, was sich darin transportieren läßt. Von einem Hirn ins andere.

Geschichten können eine Reihe von Sturkturen haben und diese Strukturen eignet sich, eine Vielzahl von Dingen auszudrücken. Doch manchmal versagen die bekannten Strukturen, nicht alles läßt sich in Worten sagen. Diese Lücken des Erzählers gilt es zu erforschen.

Life according to Korsakow untersucht in einer Reihe von Podcasts diese Lücken des Erzählens. Jasper Eikmeier im Gespräch mit Florian Thalhofer, dem Erfinder des Korsakow Systems, einer Software mit der sich auf eine neue Art Geschichten bauen lassen.

Life according to Korsakow – über die Grenzen des Erzählens.

Mit Musik von Jim Avignon / Neoangin.

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Wie ich das erste mal bemerkte, dass jeder die Welt anders sieht

2015-12-Brille

Es war wohl in der 9. oder 10. Klasse. Ich saß im Physikunterricht in der vierten oder 5. Reihe. Der Lehrer schrieb etwas an die Tafel. Ich meldete mich und sagte, dass ich es nicht verstehe. Was bedeutete die Formel Rfmgt = 3 grt? Die ganze Klasse lachte. Der Lehrer war wütend. “Mann, Du brauchst eine Brille!” sagte ein Mitschüler, der wohl einen klaren Moment hatte. Er hielt mir eine Brille hin, die er von seiner Banknachbarin genommen hatte. Das war als Witz gemeint und steigerte die allgemeine Aufgeregtheit. Einem Witz niemals abgeneigt, ergriff ich die Brille und setzte sie mir auf die Nase.

Dann flippte ich aus.

Wie sich viel später herausstellte, war die Stärke der Brille fast haargenau die Stärke, die ich brauchte. Das war natürlich Zufall. Was aber passierte war, dass ich, mitten im Physikunterricht und völlig unvorbereitet, die Welt gänzlich neu sah. Wenn ich etwas außergewöhliches erlebe, macht mein Hirn ein Foto, das es dann auf immer speichert. Auf dem Bild zu sehen: Das mit roten Dachpfannen gedeckte Dach des Nachbarhauses der Schule. Die feinen Linien, die die einzelnen Dachpfannen gegeneinander abgrenzten, die vielen Rots, nicht mehr nur einfach ein rotes Dach. Ich war fasziniert und drückte das auch begeistert aus. “Wow, das Dach, schau dir mal das Dach an, wie schön das ist!” Wenn mir in diesem Moment schon klar gewesen wäre, dass das, was ich zum ersten mal (oder seit langer, langer Zeit zum ersten mal) sah, alle anderen immer sahen, hätte ich wohl geschwiegen. Aber für den Augenblick war ich einfach zu aufgeregt.

Für Herrn Schickram, meinen Physiklehrer, war mein Benehmen nur ein weiterer Beweis, dass ich ein Unruhestifter war. Und irgendwie, aber ganz anders, hatte er damit auch recht.

Facebook

Ein Wald voller Gespenster
Ein Wald voller Gespenster

Ich fühle mich gezwungen, bei Facebook mitzumachen und mache dann doch nicht richtig mit. Darauf fühle ich mich noch schlechter. Es ist, wie es war, als ich am Samstag Vormittag oft nicht zu den langweiligen Ministrantentreffen ging. Durch das schlechte Gewissen haben mir, nach und nach, selbst die Dinge keinen Spass mehr gemacht, die als Ministrant wirklich Spass bringen: mit den anderen Jungs durchs Dorf zu zieht, an den Häusern klingeln und seinen Spruch aufsagen:
“Die Ettmannsdorfer Ministranten bitten um eine Ostergabe”.
Man wird mit Süssigkeiten und Bargeld überhäuft. Die Süßigkeiten kann man behalten und das Geld kommt am Ende des Tages einem guten Zweck zu:
1/3 für die dritte Welt, 1/3 für den Pfarren und 1/3 als Beute für die Ministranten.

Mit 67 Mark bin ich damals nach Hause gegangen. Das war ein Haufen Geld. Mehr, als ich einem halben Jahr an Taschengeld verdient habe. Aber im nächsten Jahr bin ich dann trotzdem nicht mehr mitgegangen, weil ich dachte, dass die anderen denken, dass ich nur komme, wenn es Geld gibt und dass ich gar nicht richtig an den lieben Gott glaube.

Auch auf Facebook wird Gott nicht diskutiert. Weil man Themen, die zu viel Unruhe ins dörfliche Denken bringen könnten, auf jeden Fall vermeiden muss, wenn man im Dorf gemocht werden will. Und so muss man, wie der Besitzer eines Dorfladens, immer auf seinen guten Ruf bedacht sein. Alles, was man ins Dorf gibt, wir genau abgewägt. Intimes oder nahes, etwas, was verletzlich machen könnte, könnte gefährlich sein und wird nicht in Worte gepackt, die dann durchs ganze Dorf gehen.

Und so spricht man nicht mehr über das, was bewegt. Doch worüber man nicht spricht und es mit Worten benennt, hört mit der Zeit auf zu existieren. Weil das, was keinen Namen hat, nur schemenhaft erkennbar ist. Und so hat der Dorfladenbesitzer irgendwann nur mehr ein vages Gefühl, aber keine Worte, es auszudrücken.

Auf FACEBOOK kann man auch nur liken, so wie man im Dorf immer nur lächeln kann, auch wenn man jemand etwas sagt, das man nicht leiden kann.

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