SUPER! LA! TIVE!

I recently had a conversation with a friend. He was complaining that he was wasting all his time with computer games. Nevertheless it was clear to him – “Computer games are shit – absolute crap!”

I know my friend as an extraordinarily intelligent guy. The picture wasn’t right for me. I can’t really imagine how he spends all his time dealing with a completely stupid exercise. Now I don’t know from my own experience what it’s like to play computer games intensively and therefore deny myself an opinion. But it seems obvious to me that if an intelligent monkey is engaged in an activity, this exercise is meaningful.

My friend said that he would try again and again to quit playing computer games completely, but then he would find himself in front of the computer again, gambling. “Absolute waste of time!”, “Computer games are absolute shit!”

“Really?” I asked my friend, “Do you really think computer games are absolute shit?

To my astonishment he replied: “No, of course, computer games are totally awesome”.

Now I was seriously confused: “What now, total shit, or total awesome?

We discussed for 15 minutes and all the time I tried to find out exactly where he was on the scale between one extreme and the other. But his statements always jumped back and forth between one and the other.

Totally awesome. Totally shit.

“But you know what I mean!” he said reproachfully at some point.

“I can only guess. You can’t be on both counts and you’re certainly neither on one point nor the other. You are probably somewhere in between. Where exactly – I have no idea. And you, you probably don’t know either.”

At this point we ended the conversation, which had become somewhat unpleasant. A few days later I got some feedback from my friend. The conversation had made him think.

Since I got into the habit of paying attention to the use of extreme narration, I notice more and more often: We discuss with each other to find out if something is so or so. Whether the EU is one way or another, whether migration is one way or another. Whether globalisation is one way or the other. Whether the Internet is one way or the other. Totally awesome or absolute shit. And most of the times we discuss as if there is nothing between the extreme points.

That’s a great pastime and you can argue a great deal. Good approaches for solving problems can only be found in the rarest cases. Reality can usually be found between the extremes. The solutions for problems as well.

But, if it is fun.

SUPER! LA! TIV!

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem Freund. Er beklagte sich, dass er seine ganze Zeit verdaddeln würde. Immerzu würde er Computerspiele spielen. Dabei sei doch eigentlich klar – “Computerspiele sind Scheiße – absoluter Mist!

Meinen Freund kenne ich als aussergewöhnlich intelligenten Kerl. Das Bild, war für mich nicht stimmig. Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie er seine gesamte Zeit damit verbringt, sich mit einer völlig blödsinnigen Übung zu beschäftigen. Nun kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, wie es ist, intensiv Computerspiele zu spielen und versage mir deshalb eine Meinung. Doch es scheint mir auf der Hand zu liegen, das, wenn sich ein intelligenter Affe mit einer Tätigkeit beschäftigt, dieser Übung Sinnhaftigkeit inne liegt.

Mein Freund sagte, er würde immer wieder versuchen, das Computerspielen ganz bleiben zu lassen, doch dann würde er sich doch wieder vor dem Computer finden, am Zocken. “Absolute Zeitverschwendung!”, “Computerspiele sind Scheiße!”

“Wirklich?” fragte ich meinen Freund, “Finderst du wirklich, dass Computerspiele absolute Scheiße sind?”

Zu meinem Erstaunen sagte er: “Nein, es ist doch total klar, dass Computerspiele total geil sind.”

Nun war ich ernsthaft verwirrt: “Was denn nun, totale Scheiße, oder total geil?”

Wir diskutierten 15 Minuten lang und ich versuchte die ganze Zeit herauszufinden, wo genau er auf der Skala zwischen den dem einen und dem anderen Extrem lag. Doch seine Aussagen sprangen immerzu zwischen dem einen und dem anderen hin und her.

Total geil. Total Scheiße.

“Aber Du weißt doch, was ich meine!” sagte er irgendwann vorwurfsvoll.

“Naja, ich kann raten. Du kannst ja nicht auf beiden Punken sein und du bist sicherlich weder auf dem einen, noch auf dem anderen Standpunkt. Du bist wohl irgendwo dazwischen. Wo genau auf der Skala – ich habe keine Ahnung. Und Du, Du weisst es vermutlich auch nicht.”

Wir beendeten an dieser Stelle das Gespräch, das etwas unangenehm geworden war. Einige Tage später bekam ich von meinem Freund noch einmal Feedback. Das Gespräch habe ihm zu denken gegeben.

Seit ich mir vor einiger Zeit angewöhnt habe, auf die Verwendung extremer Erzählung zu achten, fällt es mir immer öfter auf. Wir Affen diskutieren miteinander um herauszufinden ob irgendwas so oder so ist. Ob die EU so oder so ist, ob Migration so oder so ist. Ob Globalisierung so oder so ist. Ob das Internet so oder so ist. Total geil oder absolute Scheiße. Und wir diskutieren, als ob es nichts zwischen den Extrem-punkten gäbe.

Das ist ein toller Zeitvertreib und man kann sich trefflich streiten. Gute Ansätze für Lösungen von Problemen findet man so allerdings nur in den allerseltensten Fällen. Die Realität findet sich in der Regel zwischen den Extremen. Die Lösungen für Probleme ebenso.

Naja, wenn es Spass macht!

LATK#4 – Miss Understanding (VIDEO)

Why one group of people does not get what an other group of people says

LIFE ACCORDING TO KORSAKOW #4
Miss Understanding

This episode is in English.

We live in a divided time. There seem to be two groups of people that have very different perception of reality. Most likely you are yourself member of one of these groups. Most likely you never consciously decided to be in one or the other group, it just happened. And most of your friends happen to be in the same group.

Your family: not so much. Like most people, you have family members, that are in the other group, you know, whom I am talking about: it is that uncle/sister/nephew that you avoid talking about politics/religion/life, because he/she never gets it. And you never get, what he/she says.

This podcast explains why.

And as a bonus it will let you see how humankind will develop.

Enjoy!

Music by Jim Avignon / Neoangin and Ilja Pollach, Cologne.

 

This video was also published as a podcast. You can subscribe to my podcasts here:

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LATK#4 – Miss Understanding (ENG)

Why one group of people does not get what an other group of people says

LIFE ACCORDING TO KORSAKOW #4
Miss Understanding

This episode is in English.

We live in a divided time. There seem to be two groups of people that have very different perception of reality. Most likely you are yourself member of one of these groups. Most likely you never consciously decided to be in one or the other group, it just happened. And most of your friends happen to be in the same group.

Your family: not so much. Like most people, you have family members, that are in the other group, you know, whom I am talking about: it is that uncle/sister/nephew that you avoid talking about politics/religion/life, because he/she never gets it. And you never get, what he/she says.

This podcast explains why.

And as a bonus it will let you see how humankind will develop.

Enjoy!

There is also a video of this podcast available. It includes the slides from the original talk.

Music by Jim Avignon / Neoangin and Ilja Pollach, Cologne.

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Die Zukunft gestern

Der Mensch unterscheidet sich von allen anderen Lebewesen auf dem Planeten, durch seine Fähigkeit, Erfindungen zu machen. Der Mensch erfindet neue Techniken, neue Geschichten, neue Gesellschaftsformen.

Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte betrug der Abstand, der zwischen revolutionären Erfindungen lag, viele Generationen. Und es dauerte Generationen, bis sich Erfindungen verbreiteten.

Seit dreihundert Jahren beschleunigt sich das Tempo, in dem der Mensch Erfindungen macht immer mehr.

Wenn ich mich daran erinnere, wie es war, als ich das erste mal im WOM war. Das WOM, in München – WOM stand für Word of Music, meine Mutter hatte mich hingebracht. Im WOM konnte man alle Platten anhören. Aber nicht, indem man, wie in anderen Läden, die Platte aus dem Regal nahm und zu einem Schallplattenverkäufer trug, der die Platte erst aus der Hülle nahm und dann auf einen Schallplattenspieler legte. Die Platte hat immer der Verkäufer aufgelegt. Er hat auch den Arm des Schallplattenspielers weitergesetzt, wenn man das nächste Stück hören wollte. Man durfte es offenbar den Kunden nicht selbst machen lassen, er hätten die Platte verkratzen können. Über Kopfhörer oder, noch beschämender, im ganzen Laden konnte man unter den Blicken des Verkäufers dann die Lieder hören, die einem gerade die Welt bedeuteten. Der Verkäufer schaute einen die ganze Zeit gelangweilt an. Der Verkäufer, ein junger Mann, oder – noch schmachvoller – eine junge Frau, die schon ganz erwachsen war. Und man selbst war es nicht. Ich habe mich dann nie wieder getraut, in einem Schallplattenladen Musik zu hören und habe mir meine Platten blind gekauft. Meist aufgrund des Covers.

Im WOM in München war es anders. Nicht alle, aber gefühlt unendlich viele Platten, konnte man ganz einfach hören, indem man sich einen Kopfhörer griff, der an einem Spiralkabel von der Decke hing. Das Plattencover war leicht erhöht, schräg vor einem aufgestellt. Und so blickte man nach oben, schaute zu seinen Idolen auf und hörte die Stimme der Götter. Ganz unbeobachtet.

Heute stehen die Schallplatten, die ich damals gekauft habe, zusammen mit denen, die ich später über die Jahre sammelte, im Keller. Seit vielen Jahren schon.

Und ich stelle mir vor, wie ich dem Teenager, der ich damals war, erkläre, wie man heute Musik hört. Heute habe ich Zugriff auf die meisten aller Musikstücke, die jemals herausgegeben wurden. Ich tippe einfach den Namen einer Band in mein Smartphone… aber wie erklärt man einem Jungen, der 1985 im WOM in München steht, was ein Smartphone ist?

Man müsste erklären, dass das kein Schallplattenspieler oder Tonbandgerät ist, dass die Musik gar nicht in dem ‘Smartphone’ drin ist, sondern irgendwo im Internet gespeichert liegt. “Was zum Teufel ist das ‘Internet’? Und wie kommt die Musik vom Internet in das ‘Smartphone’“?

Die Antwort übersteigt meine Vorstellungskraft bei weitem. Damals und heute eigentlich immer noch, ich habe mir nur abgewöhnt, es mir vorzustellen. Damals hätte ich es schlichtweg nicht geglaubt: “Durch die Luft!”