Die Diskussion um Facebook

Es passiert gerade sehr spannendes. Es ist die Debatte um Facebook. Es geht dabei allerdings um etwas ganz anderes als um die Frage, ob Facebook gut oder schlecht ist oder gar um die Frage ob die neuen Kommunikationsmedien an sich gut oder schlecht sind.

Wir können gerade einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der neuen Kommunikationsmedien beobachten. Das ist nur nicht so offensichtlich, da dieser Prozess von Leuten ausgehandelt wird, die so sprechen als ginge es um Gut oder Böse. Das klingt dann bisweilen so, als wären die neuen Kommunikationsmedien an einen Punkt gekommen, an dem es womöglich nicht weitergeht. So als stünde der Untergang von Facebook oder so an. So wie darüber berichtet wird, könnte man den Eindruck gewinnen, das System stehe an einem Kollaps. Dem ist nicht so. Es wird zwar z.B. in den Hearings, die im Senat in den USA stattfinden immer wieder auf das Beispiel tabacco-industry verwiesen, wo also ein Wirtschaftszweig wissentlich das Leid von Millionen von Menschen billigend in Kauf genommen hat um Profit zu erwirtschaften. Auch wenn der Vergleich nahe liegt ist er doch nicht besonders hilfreich, denn anders als beim Zigarettenkonsum stehen den negativen Auswirkungen des Konsums neuer Kommunikationsmedien wesentlich mehr und wesentlich stärkere positive Effekte gegenüber. Was für die neuen Kommunikationsmedium insgesamt gilt, gilt wahrscheinlich sogar für Facebook selbst.

FB ist nicht so schlecht, wie die meisten sicherlich nachvollziehen können, wenn sie bereit sind folgender Überlegung zu folgen:

Den negativen Auswirkungen von FB stehen viele positive gegenüber. Ich denke das kann jeder sehen, der FB benutzt. Der FB nutzt trotz allem, was die meisten an FB zu kritisieren haben. Dem was zu kritisieren ist steht also etwas also etwas anderes gegenüber. Und bei den meisten (bei allen, die FB weiterhin nutzen) ist dieses Ding grösser als alles was zugegebener Massen negativ an FB ist. Und dieses Ding, das da dem Negativen gegenüber steht, das ist das positive, das FB hat.

Es könnte natürlich blöd für FB laufen und FB wird im Zuge der Diskussion zerschlagen. Das wäre dann sicherlich aber auch schon das dramatischste, das passieren kann. Am langfristigen Trend, dass die neuen Kommunikationsmedien immer größere Bedeutung bekommen wird sich gar nichts ändern.

Was wir da beobachten können ist schlicht und ergreifend, wie gerade unter grossem Anteil der Öffentlichkeit Fehler am System der neuen Kommunikationsmedien ausgeleuchtet und damit die Voraussetzung geschaffen wird diese Fehler zu korrigieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bundestagswahl 2021 : Triell ums Kanzleramt : Laschet, Scholz, Baerbock – und was es mit mir macht

„Wir geben jetzt ab nach Adlershof. Wir sind sehr gespannt, Gute Unterhaltung!“ sagt die Moderatorin.

Komisch, wenn ich das Triell anschaue finde ich es herzlich unergiebig. Was für ein Zirkus, denke ich mir, mit riesigem Palaver vor dem Triell und riesigem Palaver nach dem Triell und das Triell selbst inszeniert wie ein Gladiatorenkampf. Weil aber Politiker keine Gladiatoren sind müssen jetzt Politiker Gladiatoren spielen und weil Politiker keine Schauspieler sind, ist es ein seltsames Schauspiel. Die Performance ist bei allen schlecht. Über das, was sie sagen, kann ich nicht wirklich was sagen, weil ich dazu die Performance als Schauspieler herrausrechnen müsste und das ist mir zu kompliziert. Daher werde ich am Sonntag die wählen, die ich immer wähle. Meine Meinung eben, weil so natürlich niemand meine Meinung ändern kann. Selbst wenn jemand meine Meinung ändern könnte, ich könnte gar nicht verstehen, was sie sagen vor lauter Tamtam und blödsinnigem Spiel.

Wem soll man das vorwerfen? Den Politikern, weil sie schlechte Schauspieler sind? Oder den Medien, weil sie dem Publikum das geben, wovon sie denken, dass es das Publikum will?

Ich wünschte, die Medien würden wissen, was ich will. Ich bin ja schliesslich das Publikum. Naja, vielleicht nicht, die Glotze ist wieder aus.

 

TV is Easy

Es ist schon ein paar Jahre her, da habe ich zusammen mit einem Freund auf einem Festival in Barcelona ein Fernseh-show-format ‚ge-pitched‘. Das heißt wir durften unsere Idee Fernsehproduzenten aus ganz Europa präsentiert. Die Veranstaltung war wie ein Wettbewerb aufgebaut mit Bühne, Publikum und allem. Unsere Idee war eine von vieren. Ich glaube, wir wurden letzter. Anschließend kamen ein paar Leute aus dem Publikum auf uns zu und sagten, dass das Projekt das beste gewesen sei …(*)

Ich muss sagen, ich habe lange nicht verstanden, warum unsere Idee nicht angenommen wurde, ich glaube es hätte wirklich das Potential gehabt, mittels Fernsehen (und Internet) die Welt weiterzubringen.

Eine Fernsehproduzentin mit der ich ein paar Monate später einen Abend lang auf einem anderen Festival rumhing hat es mir dann erklärt:

Egal welche Show im Fernsehen produziert wird, sie hat immer ein Element, wie ein Gewürz, das in keinem Gericht fehlen darf, ein Gewürz nach dem jeder TV-Show schmeckt. Alles ohne dieses Element haben keine Chance. Man habe in der Zuschauerforschung zweifelsfrei herausgefunden, dass keine Show Erfolg haben kann, die dieses Element nicht hat. So schön Euer Projekt auch ist, es fehlt ihm dieses Element.

Was dieses Element ist? Ich glaube es ist wichtig, dass man sich jedes Mal, wenn man eine Show im TV sieht, oder ein Gespräch über eine TV-Show hört, oder über eine Fernseh-Sendung liest, folgendes aufsagt:

Ein Zuschauer vor dem Fernsehen soll sich immer besser fühlen als die, die im Studio vorgeführt werden.

Ich glaube das sollte man wissen, denn es erklärt vieles. Nicht nur im Fernsehen.

 

 

(*) seiner Zeit weit voraus. Das höre ich seit zwanzig Jahren in regelmäßigen Abständen. Vermutlich ist daran was dran, aber wenn dem so ist, dann kann ich aus meiner Erfahrung sagen, wer der Zeit zu weit voraus ist ändert gar nichts. 😉

Blödsinn

Bogenwerfer

Was das wichtigste auf der Welt sei, werde ich gefragt, und ich muss nicht lange überlegen. Das wichtigste auf der Welt ist offensichtlich Blödsinn.

Ich liebe Sinn, ich bin gewissermassen immerzu auf der Suche nach Sinn und immer wenn ich etwas zu greifen bekomme, was Sinn sein könnte, schaue ich es mir genau an. Welchen Gedanken auch immer ich da geschnappt habe, ich halte ihn mir vor die Augen und studiere ihn eingehend. In den allermeisten Fällen muss ich aber erkennen, „verdammt, das ist ja schon wieder Blödsinn!“ Und dann schmeisse ich den Gedanken weg, irgendwohin, zu dem ganzen anderen Blödsinn. Dem Blödsinn, aus dem offenbar die ganze Welt besteht.

Ab und zu finde ich auch mal Sinn und den Sinn schmeiße ich natürlich nicht weg. Den Sinn packe ich jeden einzelnen in ein Marmeladeglas, mit einem hübschen Etikett, auf dem der Name steht, den ich mir für den Sinn ausgedacht habe und die Marmeladegläser stelle ich fein säuberlich in meinen Marmeladengläserschrank. Ab und zu schraube ich eines von den Gläsern auf und erfreue mich an dem bezaubernden Geruch, der ein starkes Wohlgefühl in mir auslöst. Manchmal merke ich beim Aufschrauben allerdings, dass ein alter Sinn schlecht geworden ist dann werfe ich ihn auch weg.

Und so verbringe ich meine Tage irgendeinen Sinn zu suchen, den ich in Marmeladegläser packen kann. Ich habe schon viele Marmeladegläser, vielleicht ein paar hundert. Sie stehen alle im Schrank, ich wüsste gar nicht, ob ich sie alle aufzählen könnte.

Aber wie gesagt, Sinn ist selten, das meiste ist Blödsinn. Die Welt ist aus Blödsinn gemacht und nur ab und zu wächst ein wenig Sinn darauf. Aber wichtiger ist offensichtlich Blödsinn. Blödsinn ist der Stoff aus dem die Welt ist. Sinn ist nur die Ausnahme. Nett irgendwie, aber eigentlich auch zu nichts richtig zu gebrauchen.

Meinung macht blind

Wenn ich sage: „Ich habe zu nichts eine Meinung“, dann lachen die Leute meist und sagen: „Aber du hast doch zu allem eine Meinung.“ Die meisten regelmäßigen Leser meines Blogs scheinen diese Ansicht zu teilen, zumindest schliesse ich das aus den Äusserungen jener, die sich äußern.

Richtiger wäre zu sagen: „Es gelingt mir immer öfter keine Meinung zu haben“. Denn ich kann nur keine Meinung zu etwas haben, wenn ich mich konzentriere. Es ist unmöglich, sich auf alles zu konzentrieren. Es sind also nur ausgewählte Dinge, zu denen ich keine Meinung habe, zum Beispiel die Dinge, über die ich auf diesem Blog schreibe. Ich schreibe nicht (zumindest nicht mehr) über Dinge, die ich meine. Ich bemühe mich statt dessen die Dinge zu beschreiben, die ich sehe. Auch wenn ich selbst anderer Meinung bin, auch wenn sie mir selbst nicht ins Denken passen. Denn ich gebe nichts mehr auf meine Meinung.

Zu allem, was mir wichtig ist und worauf ich mich, seit ich gelernt habe keine Meinung mehr zu haben, konzentriert habe, habe ich keine Meinung.

Zu allem anderen habe ich noch ein Meinung und es ist das meiste.

Eine Meinung zu haben scheint der Default-Modus des Menschen zu sein und zwar in dem Masse in dem der Mensch Sprache entwickelt. Sprache ist Meinung. Das würde auch erklären, warum Meinung sich so gut in Sprache ausdrücken lässt, keine Meinung hingegen so schwer in Worten zu fassen ist und die in Worten ausgedrückte keine Meinung so zuverlässig zu Missverständnissen führt.

Seit ich angefangen habe, Dinge zunehmend ohne Meinung zu betrachten, sehe ich immer mehr. Denn ich sehe nicht nur das, was ich meine, sondern ich sehe auch das, was ich nicht meine. Und ich sehe das, was ich nicht meine so real, wie das was ich meine. Ich kann das, was ich nicht sehen will  also gar nicht mehr verleugnen und ich will es auch nicht. Denn die Welt ist viel größer und wahrer wenn ich nicht nur das wahrnehme, was ich meine, sondern auch das, was ich nicht meine, nicht denke, nicht wahrhaben will.

Und mit jedem mal indem es mir gelingt, das, was ich nicht meine genauso gut zu sehen, wie das, was ich meine, wird Meinung immer mehr irrelevant, uninteressant, unerstrebenswert. Denn Meinung lässt die Welt auf den Ausschnitt der eigenen Meinung kollabieren.

Keine Meinung lässt viel mehr sehen.

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