Decisions

There are no wrong decisions and there are no right decisions.

Decisions are taken in small fractions – too small to be relevant.

When you zoom in to a moment in time, where a particular decision is taken, there are always decisions before that moment. Earlier decisions, that led to the moment when this decision was possible, and before that were lots of other moments, when small decisions were taken. Lots of micro-decision so to say. And every micro-decision had alternatives. When was the exact moment, when George W Bush decided to go to war against Iraq? For sure not when he went down the aisle in the White House towards the podium, where the cameras were waiting. So when did he take that decision? You could go back in time further and further, maybe “the real” decision was taken by someone before Bush. Whatever moment you would want to identify, there were decisions taken before that, that were necessary to create a world in which the next decision was in the space of possibilities.

But we agree, there was a decision to go to war. But what we mean with “decision” is basically a cluster of micro-decisions, stretched over a longer or shorter period of time.

Why is this important?
We speak of a decision and we are used to conceptually nail it down to a point on a timeline. The logic of the timeline (in this talk I called it “Hollywood logic”) suggests that a decision, once taken, can not be changed (because it is in the past). But if you think of paths instead of decision-points – you can always adjust a path, even without leaving it, as the path is created while you are moving. Even after Bush declared the war, he could have changed the path at any point in time, after he has observed that the direction taken, leads into misery.

But the audience (trained in Hollywood thinking) does not appreciate politicians changing their mind once they made “a decision”. Because of that politicians feel like they have to stick to their decisions. Politicians seem to spend a lot of energy on ignoring observations, because they don’t want to look like they took a wrong decision.

In a world, where the concept of a decision does not exist, you can not take a wrong decision. You can easily adjust your path when you feel you are getting into hot waters. That goes for politicians and of course for everyone else. As observation shows, the weird concept of decision-points on a timeline – with each decision with potentially scary consequences – makes it had to adjust paths, leads to bad results and makes people miserable.

The simple way out: Look at it like that: Every moment holds many possibilities – whatever decisions you took in the past.

Zahlen sind falsch

Brexit, die Abstimmung über den Friedensvertrag in Kolumbien, die US-Wahl – Demoskopen lagen bei allen bedeutenden Abstimmungen der jüngsten Zeit völlig daneben.

Ich habe vor der Präsidentschaftswahl einen amerikanischen Meinungsforscher im Radio gehört. Ob denn ein Fehler wie beim Brexit passieren könne, wurde er gefragt. Die Antwort war eindeutig: Man habe in den USA viel genauere Methoden und würde auch sehr viel mehr Geld investieren als in England.

Es ist kurios. Am Tag nach dem völlig unvorhersehbaren Ergebnis rätseln die Experten, was denn wohl an ihren Zahlen falsch gewesen sei. Den Kopf über neue Zahlen gebeugt, als ob man nun plötzlich doch die Wahrheit daraus erkennen könne.

Es ist etwas grundsätzliches falsch am Zahlendenken. Kein kluger Politiker verlässt sich heutzutage mehr auf sein Gefühl, auf seinen moralischen Kompass, auf seine Überzeugungen. Politiker werden von Heerscharen von Analytikern beraten:

Mit der Unzweifelhaftigkeit konkreter Zahlen wird vorausgesagt, was das Volk wollen wird. Es wird abgeleitet, wie sich Politiker verhalten müssen, um erfolgreich beim Wähler zu sein und die Politiker verhalten sich entsprechend. Doch das können sie nur, indem sie sich verbiegen. Das Verbiegen kann man zwar nicht messen, doch das Publikum spürt es.

Trump hat alles falsch gemacht. Vermutlich aus Dummdreistigkeit. Verbogen hat er sich nicht. Das Publikum hat es ihm belohnt.

Die gebildeten Menschen haben gelernt, die Welt in Zahlen zu sehen, das Problem ist nur: die Welt lässt sich nicht in Zahlen quetschen. Und das Prinzip gilt auch in anderen Bereichen. Fernsehprogramme zum Beispiel, werden nicht mehr von Menschen mit Visionen gemacht, sondern von Verwaltern und Statistikern. Und bereits seit einigen Jahren funktioniert Journalismus nach dem Prinzip der Zahlen. Wahr ist, was sich in Zahlen ausdrücken lässt und richtig ist, wenn es sich durch Zahlen belegbar ist.

Demoskopen schauen auf die Bildschirme ihrer Computer, als wären es Glaskugeln, sehen Zahlenreihen und lesen daraus die Zukunft. Dem Orakel von Delphi war vermutlich auch nicht klar, dass ein Orakel ist, es dachte vermutlich, es könne die Zukunft sehen. Wir können sie heute ausrechnen. Oder vielmehr, wir können sie nicht ausrechnen.

Das ganze könnte ein großer Witz sein, doch das unlustige ist, dass mittlerweile so gut wie alle Entscheidungen auf Grundlage von Prognosen getroffen werden. Reale Entscheidungen, auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten. So wird moderne Politik gemacht, wird Fernsehen gemacht, werden Städte gebaut.

Es gibt tatsächlich einen Trick, wie man die Zukunft formen kann. Man muss nur ganz fest daran glauben. Das ist kein Hokuspokus sondern ganz logisch, denn die Zukunft, die man fest im Blick hat, hat eine viel höhere Wahrscheinlichkeit Wirklichkeit zu werden. Das klappt nicht immer, aber überraschen oft. Auf wie großem Level, hat Trump gerade vorgeführt. Den Orakeln der Demoskopen zum Trotz.

Wer die spannende Geschichte liebt, muss sich freuen: Es bleibt aufregend.

Gewonnen hat Donald Trump, der Meister des Extremen Erzählers. Verloren hat Hillary Clinton, die es nicht geschafft hat, überzeugend vielschichtigere Realitäten zu vermitteln.

Trump hat es ganz im Sinne der extremen Geschichte verstanden, die wenigen schwachen Stellen Hillary Clintons maximal zu vergrössern. Die Geschichte um den privaten Email-Server, für den sich Clinton vermutlich aus technischer Bequemlichkeit entschieden hatte, konnte Trump durch unablässige Wiederholung aufblasen und Fantasien von einem durch und durch Korrupten System wuchern zu lassen.

Trump konzentrierte sich auf wenige Punkte, er drosch immer wieder darauf ein.

Clinton hatte es da schwerer. Trump hat so viele Schwachstellen, jede einzelne viel gewichtiger als ein privater Email-Server. Doch zahllose Abgründe nebeneinander, sehen aus der Perspektive eines Satelliten weniger spektakulärer aus, als eine Pfütze, wenn man sie sich aus einer handbreit Entfernung anschaut.

Trump sieht die Welt aus einer handbreit Entfernung, Clinton aus Satellitenperspektive. Daher wäre Clinton so geeignet gewesen Entscheidungen für die Welt zu treffen – die Welt im Blick. Doch sie hat es – im Gegensatz zu Donald Trump – nicht geschafft, ihren Blick überzeugend zu kommunizieren.

Das Publikum ist seit Jahrzehnten trainiert, die spektakuläre, aufregende, emotionale Geschichte zu geniessen.

Das haben die Strategen im Clinton Team sicherlich auch erkannt, aufgeschreckt von Trumps Erfolgen. Ungefähr nach der ersten Fernsehdebatte scheint Clinton das Vertrauen in die vielschichtige Narration verloren zu haben und hat mehr und mehr auf die Methode Trump gesetzt: Den Gegner als Teufel darzustellen – no matter what.

Doch um die Extreme Geschichte zu erzählen, musste Clinton sich verstellen. Trump ist immer er selbst geblieben – er ist der wahre Meisten der Extremen Erzählung.


Ich bitte meine Worte mit Vorsicht zu verstehen. Ich bin in meiner Einschätzung, was die Chancen Trumps betrifft, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, völlig daneben gelegen.

– Wie so viele, die die Welt durch Denken verstehen wollen.

Vielleicht liege ich falsch. Vielleicht wird die Extreme Geschichte nicht mit Trump gestorben sein.

Wenn Trump nicht fulminant verliert – und danach sieht es noch immer aus – könnte das Trump-Prinzip Politikern der Zukunft als Blaupause dienen. Der Gedanke funktioniert ungefähr so: Trump hätte Clinton besiegt, wenn er nicht zahlreiche Anfängerfehler gemacht hätte. Ein zukünftiger Kandidat wie Trump, der sich jedoch nicht zwanghaft in jedes Rampenlicht stellen muss – gerade dann, wenn es seine Unzulänglichkeiten beleuchtet – würde mit Extremem Geschichtenerzählen Millionen mehr Menschen für sich einnehmen können.

In vorangegangenen Artikeln habe ich immer wieder beschrieben, wie sich beobachten lässt, dass sich in den USA seit einigen Jahren ein alternatives System zum Prinzip der Extremen Geschichte entwickelt und meine These ist, dass dieses System nun soweit ist das Narrative Mainstream System der Extremen Story abzulösen.

Doch vielleicht ist meine These falsch.

Hillary Clinton bekämpft Donald Trump, mit zunehmender Nähe zum Wahltag immer mehr, mit seinen eigenen Waffen. Donald Trump wird von ihr und ihrer Kampagne als das Böse schlechthin dargestellt, als Bully, Zyniker, Menschenverächter. Vielleicht hat sie recht, oder vielleicht muss sie das tun, vielleicht wäre es zu gefährlich das Prinzip der differenzierten Geschichte hier anzuwenden.

Nicht nur Hillary Clinton wendet das Prinzip der Differenzierten Erzählung nicht mehr an. Ich beobachte, dass NPR – National Public Radio – und Vorreiter der Entwicklung der Tools der Multiplen Narration auch in eine extreme Erzählweise zurückfällt. NPR ist im Panikmodus, man erzählt dort wieder so, wie man es vor 5 Jahren getan hat. Das gilt fürs Radio, weniger spürbar bei den Podcasts – This American Life – wohl der Vorreiter der vielschichtigen Erzählung vertraut weiter auf seine Werkzeuge.

Trump muss verhindert werden und um dieses Ziel zu erreichen bedient man sich nun wieder der Tools der Extremen Erzählung.

Doch der Feind ist nicht Donald Trump. Der Feind ist die Extreme Erzählung. Wenn man sich in einer Gefahrensituation des Feindes bedient, wird man ihn nie los.

Diese Wahl hat mich gefangen genommen, wie es Freunde manchmal von spannenden Serien beschreiben. Clinton vs Trump benutzt den narrativen Werkzeugkasten der Hollywood-Geschichte, drückt alle Knöpfe: Es ist ein Kampf gut gegen Böse, es wird eine Entscheidungsschlacht geben, es droht Armageddon.

Ständig gibt es unerwartete Wendungen, die Spannung wird stetig erhöht. Entertainment pur. Es ist nicht auszuhalten. Ich bin so froh, wenn diese Wahl vorbei ist.

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