Feiern & Tanzen

2010_papagei

Caracas, 7. März 2010

Jetzt weiss ich, woher die Musik kommt. Jetzt weiss ich auch, woher der Jubel kam, den ich vor zwei Nächten gehört habe. Um 4:30 Uhr bin ich davon wach geworden. So als würden Leute ausgelassen eine Band feiern, nur gab es da keine Musik. Ich habe es am nächsten Tag Freunden aus von hier erzählt, sie konnten es mir auch nicht erklären. Das hast du geträumt, haben sie gesagt. Ich war mir ganz sicher, dass ich es nicht geträumt habe. Jetzt höre ich wieder Jubel. Und auch Musik. Salsa oder Merenge, ich kenne mich da nicht genau aus. Südamerikanische Musik. Und wieder dieser ausgelassene Jubel. Von vielen Menschen.

Gerade bin ich hinausgegangen, ich musste mehrere Türen und zwei schwere Gittertore aufsperren, bis ich im Freien war. Ich bin aufs Dach geklettert um zu sehen, woher die Musik kommt. 100 Meter von hier, hinter einem leeren Grundstück und auf der andern Seite der Strasse ist ein Barrio. So nennt man die Slums in Caracas. Caracas ist eine der gefährlichsten Großstädte weltweit. So steht es im Willkommenssschreiben des Goethe-Instituts, das man mir am Flughafen in die Hand gedrückt hat. Und dann steht da noch 2 1/2 Seite lang eine Liste mit Warnungen aller Art. Ich wusste, dass es in der Nähe des Goethe-Instituts ein Barrio gibt, ich wusste nur nicht genau wo.

Die Nähe zum Barrio ist gefährlich. Ich bin angehalten, für den Weg zum Restaurant, das 250 Meter entfernt liegt, nach Einbruch der Dunkelheit ein Taxi zu nehmen. Jetzt ist es Sonntag Nachmittag, helles Tageslicht. Ich möchte die Strasse hinuntergehen um zu sehen, ob ich von dort einen Blick ins Barrio zu werfen kann, die Menschen zu sehen, die offensichtlich so viel Spass haben. Doch der Pförtner, der das letzte große Metalltor öffnen kann, ist nicht an seinem Platz, ich kann ihn nirgends finden.

Die Freiheit ist anderswo.