Alles Wissen, was in der Vergangenheit gesammelt wurde, ist wahr, wurde wahr oder deutete zumindest auch damals schon in die richtige Richtung. Die, in die es dann tatsächlich ging. Früheres Wissen kann vielleicht überholt sein, so wie ein langsameres Fahrzeug von einem schnelleren überholt werden kann, doch nur, wenn sie beide in die selbe Richtung fahren. Wissen kann, entgegen dem, was das Wort suggeriert, nicht “widerlegt” werden, in dem Sinne, dass es mit dem neuen Wissen nun in die gegengesetzte Richtung geht. Es geht immer weiter. Vielleicht, dass sich die Richtung des Weges ändert, den das Papierschiffchen auf seinem Weg den Bach hinab nimmt. Es ändert ständig die Richtung, doch immer geht es den Bach hinab und nie hinauf. Das Schiff kommt im Verlauf der Zeit an immer neue, ungesehene, unvorstellbarere Orte. Die Eindrücke, die diese Orte auf die Menschen auf dem Schiff hinterlassen, prägen das Denken. Das Wissen der Vergangenheit wies schon immer freundlich in unsere Richtung. So wie ein Kapitän der immer souverän das Papierschiffchen in die Richtung weisst, in die sich dann tatsächlich bewegt.
TV is Easy
Es ist schon ein paar Jahre her, da habe ich zusammen mit einem Freund auf einem Festival in Barcelona ein Fernseh-show-format ‚ge-pitched‘. Das heißt wir durften unsere Idee Fernsehproduzenten aus ganz Europa präsentiert. Die Veranstaltung war wie ein Wettbewerb aufgebaut mit Bühne, Publikum und allem. Unsere Idee war eine von vieren. Ich glaube, wir wurden letzter. Anschließend kamen ein paar Leute aus dem Publikum auf uns zu und sagten, dass das Projekt das beste gewesen sei …(*)
Ich muss sagen, ich habe lange nicht verstanden, warum unsere Idee nicht angenommen wurde, ich glaube es hätte wirklich das Potential gehabt, mittels Fernsehen (und Internet) die Welt weiterzubringen.
Eine Fernsehproduzentin mit der ich ein paar Monate später einen Abend lang auf einem anderen Festival rumhing hat es mir dann erklärt:
Egal welche Show im Fernsehen produziert wird, sie hat immer ein Element, wie ein Gewürz, das in keinem Gericht fehlen darf, ein Gewürz nach dem jeder TV-Show schmeckt. Alles ohne dieses Element haben keine Chance. Man habe in der Zuschauerforschung zweifelsfrei herausgefunden, dass keine Show Erfolg haben kann, die dieses Element nicht hat. So schön Euer Projekt auch ist, es fehlt ihm dieses Element.
Was dieses Element ist? Ich glaube es ist wichtig, dass man sich jedes Mal, wenn man eine Show im TV sieht, oder ein Gespräch über eine TV-Show hört, oder über eine Fernseh-Sendung liest, folgendes aufsagt:
Ein Zuschauer vor dem Fernsehen soll sich immer besser fühlen als die, die im Studio vorgeführt werden.
Ich glaube das sollte man wissen, denn es erklärt vieles. Nicht nur im Fernsehen.
(*) seiner Zeit weit voraus. Das höre ich seit zwanzig Jahren in regelmäßigen Abständen. Vermutlich ist daran was dran, aber wenn dem so ist, dann kann ich aus meiner Erfahrung sagen, wer der Zeit zu weit voraus ist ändert gar nichts. 😉
Blödsinn
Was das wichtigste auf der Welt sei, werde ich gefragt, und ich muss nicht lange überlegen. Das wichtigste auf der Welt ist offensichtlich Blödsinn.
Ich liebe Sinn, ich bin gewissermassen immerzu auf der Suche nach Sinn und immer wenn ich etwas zu greifen bekomme, was Sinn sein könnte, schaue ich es mir genau an. Welchen Gedanken auch immer ich da geschnappt habe, ich halte ihn mir vor die Augen und studiere ihn eingehend. In den allermeisten Fällen muss ich aber erkennen, „verdammt, das ist ja schon wieder Blödsinn!“ Und dann schmeisse ich den Gedanken weg, irgendwohin, zu dem ganzen anderen Blödsinn. Dem Blödsinn, aus dem offenbar die ganze Welt besteht.
Ab und zu finde ich auch mal Sinn und den Sinn schmeiße ich natürlich nicht weg. Den Sinn packe ich jeden einzelnen in ein Marmeladeglas, mit einem hübschen Etikett, auf dem der Name steht, den ich mir für den Sinn ausgedacht habe und die Marmeladegläser stelle ich fein säuberlich in meinen Marmeladengläserschrank. Ab und zu schraube ich eines von den Gläsern auf und erfreue mich an dem bezaubernden Geruch, der ein starkes Wohlgefühl in mir auslöst. Manchmal merke ich beim Aufschrauben allerdings, dass ein alter Sinn schlecht geworden ist dann werfe ich ihn auch weg.
Und so verbringe ich meine Tage irgendeinen Sinn zu suchen, den ich in Marmeladegläser packen kann. Ich habe schon viele Marmeladegläser, vielleicht ein paar hundert. Sie stehen alle im Schrank, ich wüsste gar nicht, ob ich sie alle aufzählen könnte.
Aber wie gesagt, Sinn ist selten, das meiste ist Blödsinn. Die Welt ist aus Blödsinn gemacht und nur ab und zu wächst ein wenig Sinn darauf. Aber wichtiger ist offensichtlich Blödsinn. Blödsinn ist der Stoff aus dem die Welt ist. Sinn ist nur die Ausnahme. Nett irgendwie, aber eigentlich auch zu nichts richtig zu gebrauchen.
Die Zukunft wird interessant
Klimawandel ist ein tolles Problem, denn der Klimawandel treibt die Menschheit an weiter in eine Richtung zu gehen, in der sie schon immer unterwegs ist.
Der Menschheit wird in Zukunft ein mannigfaches an Energie zur Verfügung stehen, als heute und als jemals zuvor. Der Mensch hat als einziges Tier gelernt, systematisch Energie jenseits der eigenen Muskelkraft zu erschliessen. Das hat ihn befähigt Dinge zu tun, Dinge zu denken, Bewusstsein zu erlangen, wie kein anderes Lebewesen auf diesem Planeten.
Die allermeiste Energie, die auf der Erde zu Verfügung steht, kommt von der Sonne. Ohne die Sonne wäre die Erde ein kalter Planet. Fossile Energie ist nichts anderes als geronnene Sonnenenergie, in Jahrmillionen entstanden. Es ist relativ einfach, diese geronnene Energie aufzusammeln und wieder freizusetzen. Dem Mensch ist dieser Trick mit der Nutzbarmachung des Feuers gelungen. Es ist ein vielfaches schwieriger Energie direkt von der Sonne aufzufangen und nutzbar zu machen, denn man muss die Sonnenenergie umleiten, vom Tag in die Nacht, von einem Ort zum anderen. Das erfordert Techniken, die erst entdeckt und erschlossen werden konnten mit Werkzeugen, die herzustellen und zu betreiben gewaltige Mengen an Energie benötigen. Um die Energie der Sonne ernten und speichern zu können benötigt man nicht nur die Energie, die es braucht um Solar-, Wind- oder Wasserkraftanlagen, Verteil- und Speichersysteme zu bauen, man benötigt noch ein millionenfaches mehr an Energie, um überhaupt erst in der Lage zu sein, diese Technologien erdenken zu können. In diesem Sinne könnte man sagen, dass in jeder einzelnen Windkraftanlage auch die Energie steckt, die zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte freigesetzt wurde.
Wir haben die fossilen Ressourcen nicht verschwendet, wir haben sie eingesetzt, um auf einen neuen Level zu kommen. Wir sind nun in der Lage unabhängig von der Energie zu werden, die geronnen auf der Erde herumliegt.
Ungeronnene Energie von der Sonne und Energie durch die Spaltung des Atoms hat der Menschheit Türen geöffnet, zu noch viel mehr Energie.
Und wozu das ganze?
Dazu habe ich eine Meinung: Es ist die Energie, die die Menschheit braucht um der Erkenntnis näher zu kommen.
Es ist nur der letzte Satz, den ich gerne Diskutieren möchte.
Rhetorik – Krankheit unserer Zeit
Als ich ein Kind war, hat mein Vater einen Satz gesagt der sich mir ins Hirn einbrannte: “Wenn man etwas verstehen will, muss man es sich nur im Extrem vorstellen, dann wird es deutlich.” Über diesen Satz habe ich viele Jahre nachgedacht. Es ist Unsinn. Denn die Dinge werden im Extrem nicht klarer, sondern verwandeln sich in etwas ganz anderes.
Zum Beispiel Wasser. Wenn man Wasser verstehen will, hilft es wenig, Wasser in seinen Extremen zu betrachten. Wasser über 100 Grad Celsius ist Dampf, unter 0 Grad – Eis. Wasser nimmt in den Extremen einen anderen Zustand an. Und so kann man, so lange man will, Eis und Dampf anschauen, man wird doch niemals Wasser verstehen.
Die verfluchte Rhetorik liebt es, Dinge im Extrem darzustellen. Es ist die Krankheit unserer Zeit. Die meisten Menschen machen es reflexartig und auch die meisten Medien funktionieren so. Und so kommt es, dass all die extremen Geschichten, mit denen wir tagtäglich bombardiert werden, statt zu Klarheit zu immer größerer Verwirrung führen.