Eine Mischung aus YouTube und Bitcoin – vor 10 Jahren

Gerade bin ich zufällig auf ein 10 Jahre altes Interview gestoßen, dass ich, nachdem ich es damals pflichtbewußt (die Dokumentation nimmt der Künstler ernst) auf YouTube geladen hatte und danach vergaß. Ich wusste damals schon, dass sich für dieses Video kaum jemand interessieren würde, und so war es dann ja auch. Und irgendwie war mir das Video auch ein wenig unangenehm, weil ich blöd aussah und vor allem, weil ich es wieder nicht hinbekommen hatte dieses seltsame Ding zu erklären, das an sich so simple ist, viel simpler jedenfalls als der Quatsch, mit dem sich die Leute das Leben versauten. Ausserdem sah es uncool aus, dieses klischeehafte auf Fernsehen gemachte Studio, in dem ich jedem unerträglich gschaftelhuberisch rüberkommen musst, der nicht kapierte, über was um himmels Willen ich da redete. Und so richtig kapiert, worüber ich da geredet habe hat es (ich dramatisiere) wohl nur ein Mensch auf der Welt und das war ich.

Ich verstehe immer noch, was ich sagen wollte. Es ist alles richtig. Nur wenn ich meine Meinung zum besten gebe, und über irgendwas spreche, was dieses Ding nicht war (über Film, Innovation, Akademie), da redete ich Unsinn, aber das waren ja auch alles Bereiche, in denen ich mich nicht auskannte. Aber alles was ich über dieses Software-Ding zu sagen hatte Hand und Fuß. Das kann ich heute mit größerer Autorität sagen, nachdem ich mir über dieses Ding nun weitere 10 Jahre lang den Kopf zerbrochen habe.

Davor war ich Filmemacher, aber ich habe mit dem Filmemachen so gut wie aufgehört weil es mehr Spass machte darüber nachzudenken, was dieses Software-Ding ist, dieses “tool for thought” (Aston 2016, Wiehl 2016, Rheingold 2000), bei dem sich die Gelehrten darüber streiten, wer auf diesen Begriff in diesem Zusammenhang als erster gekommen ist. Bitcoin ist ein “Tool for Thought”, das versteht jeder Bitcoiner sofort; YouTube ist ein “Tool for Thought”, das versteht jeder, der YouTube vollumfänglich nutzt, das Internet ist ein “Tool for Thought”, das versteht jeder, der sich selbst beim Denken beobachtet; Film ist ein “Tool for Thought”, Kino, Podcasts, die Liste liesse sich verlängern, so lange bis alle Erfindungen der Menschheitsgeschichte aufgelistet sind. So weit wollen wir nicht gehen. Man sieht, ich verzettle mich auch heute noch oft, komme vom 100sten ins 1000ste, weil alles mit allem verknüpft ist, verstehen Sie, jetzt, worauf ich hinaus will?

😉

Multiperspektive

Multiperspectivity

Streng genommen sind alle Menschen multiperspektivisch, denn jeder nimmt die Umwelt mit verschiedenen Sinnen wahr. Die unterschiedlichen Sinne kann man als unterschiedliche Perspektiven verstehen, mit denen sich unterschiedliche Aspekte wahrnehmen lassen.

Den meisten Menschen ist darüber hinaus bewusst, dass andere Menschen andere Perspektiven haben.

Es gibt Menschen, die die Fähigkeit haben, Perspektiven anderer Menschen – Perspektiven, die sie selbst nicht wahrnehmen können – zu verstehen und in ihre Perspektive einzubeziehen.

Es gibt wenige Menschen, die die Fähigkeit besitzen, in ihre Perspektive die Perspektiven von Menschen mit einzubeziehen, die sie nicht verstehen. Diese Menschen meine ich, wenn ich von multiperspektivischen Menschen spreche.

Um eine Perspektive nicht zu verstehen, muss man sie zuerst durchdenken. Eine Perspektive, die man nicht versteht, ohne sie zu durchdenken, ist eine Perspektive, die man nicht an sich heranlässt.

Ein Ansatzt das Internet zu reparieren

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Digitale Interaktion neu denken: Über das Binäre hinausgehen

Soziale Medien haben prägenden Einfluss auf unsere Wahrnehmungen, Interaktionen und gesellschaftliche Gefüge. Das hat viele positive aber auch negative Auswirkungen. Ein dringendes Problem, das unsere Aufmerksamkeit erfordert, ist die zunehmende Polarisierung im Netz. Die Wurzel dieses Problems könnte überraschenderweise auch auf ein scheinbar harmloses Feature zurückzuführen sein, das auf Plattformen allgegenwärtig ist: ein binäres System von Feedback, oft ausgedrückt in “Daumen hoch” und “Daumen runter”.

Das Problem der Polarisierung

Polarisierung bezieht sich auf die Teilung der Gesellschaft in distinkte Gruppen mit konträren Ideologien oder Präferenzen, was zu einer fragmentierten Gemeinschaft führt. Das Internet, mit seinem enormen Potenzial für vielfältige Ausdrucksformen, ist paradoxerweise zu einem Schlachtfeld von Echokammern und polarisierten Lagern geworden. Dieses Problem wurde durch die binären Feedback-Mechanismen verschärft, wo komplexe Meinungen auf einfache Likes oder Dislikes reduziert werden. Solch ein System entmutigt Nuancen und fördert ein Umfeld, das von extremen Ansichten geprägt wird.

Der Binäre Übeltäter: Daumen Hoch und Daumen Runter

Das binäre Feedbackmodell, verkörpert durch “Thumbs up” und “Thumbs down” Buttons, gaukelt eine simplistische, schwarz-weiße Sicht auf Inhalte vor. Einem solchen Modell fehlt die Fähigkeit, die Komplexität menschlicher Meinungen einzufangen und reduziert reichhaltige, facettenreiche Diskussionen auf bloße Zustimmungs- oder Ablehnungszahlen. Die Frage, die sich stellt, ist: Was gäbe es für eine einfache Alternative? Eine Ansatz, die die Polarisierung mildern könnte, indem sie die Komplexität menschlicher Perspektiven sichtbar macht?

Die Vorgeschlagene Lösung: Der “Schieberegler”

Stellen Sie sich eine digitale Welt vor, in der die Meinungen der Benutzer anstelle einer binären Wahl mit einem Schieberegler inkrementell präsentiert werden. Dieser Schieberegler würde es Benutzern ermöglichen, ihre Meinungen mit größerer Präzision auszudrücken und bietet ein Spektrum an Werten, die die nuancierten Schattierungen von Zustimmung oder Ablehnung einfangen. Solche Systeme könnten die Art und Weise, wie wir online interagieren, revolutionieren, indem wir uns von der spaltenden Natur binärer Entscheidungen wegbewegen und hin zu einem inklusiveren, gradiellerem Verständnis von Inhalten und Meinungen.

Hochauflösende Reflexionen von Uns Selbst

Durch die Implementierung eines Schiebereglermechanismus könnte das Internet zu einem Spiegel werden, der hochauflösendere Bilder unseres kollektiven Bewusstseins reflektiert, statt grobe, 1-Bit-Grafiken mit wenig Nuance. Dieser Übergang zu einer “Graustufen” Darstellung von Meinungen könnte zu einem durchdachteren Engagement ermutigen, Empathie fördern, indem gemeinsame Grundlagen zwischen scheinbar unterschiedlichen Ansichten hervorgehoben werden und letztlich zur Heilung der polarisierten Landschaft beitragen.

Neue Realität

Wir sind gezwungen eine neue Vorstellung von Realität zu entwickeln, weil das nicht Reale im Sinne des Virtuellen offensichtlich all zu real wird. Das ist nicht ein neues Phänomen, Medien-Historiker wie William Uricchio haben es eingehend untersucht. Neue Medien erschreckten immer wieder Eltern, die sich Sorgen machen, dass ihre Kindern die reale Realität nicht von der virtuellen unterscheiden könnten. Es mag immer noch Vertreter der Theorie geben, dass Computer Spiele zu Gewalt-Verbrechen führen, Fernsehen dumm macht oder Comics Schund sind. Vertreter der letzten Theorie sind gerade eher am aussterben, ausgestorben sind bereits die, die Sorge vorm Radio, Telefon, der Eisenbahn, Fotografie oder Buchdruck umtrieb.

Es war immer die gleiche wiederkehrende Sorgen die in “unserer Zeit” aufkam, die Sorge in Information zu ersaufen und nicht mehr unterscheiden zu können, was wahr und was falsch ist. Bisher haben wir es geschafft uns an diesen durch neue Technologien hervorgebrachten neuen Realitäten anzupassen, zumindest die jeweils nachfolgende Generation hat es mehr oder weniger hinbekommen. Wobei wir mit der Adaption ins Hintertreffen geraten zu sein scheinen, wenn man die Zahl der Verwirrten um sich herum betrachtet. Ganz subjektiv, ganz gemein, ganz ehrlich.

Wir müssen eine neue Vorstellung von Realität entwickeln, nicht nur in der Art, in der es die letzten paar hundert Jahre gekappt hat, nämlich in der Anpassung unseres Verständnisses der Realität, sondern wir müssen ein grundsätzlich neues Verständnisses von dem was Realität ist entwickeln.

Auch das ist nichts neues in der Geschichte, wie es Davor Löffler in komprimierten Worten beschreibt. Die alten Griechen, Ägypter, Mayas sie alle hatten uns “mystisch” vorkommende mit userer Realitätsvorstellung inkompatible Vorstellung von Realität.

Wir können zum Beispiel gar keine adequate Vorstellung haben in welcher Realität die Ägypter oder Mayas gelebt haben, weil sie eine andere Vorstellung von Realität hatten, die mit der unseren inkompatibel ist.

Dergestalt wird die neue Vorstellung von Realität sein, die wir schnellstmöglich entwickeln müssen. Bevor uns unsere gegenwärtige Realität oder besser gesagt die unzureichende Abbildung derselben, umzubringen.

Sich in einen Geist zu verlieben

Das System ermöglicht es, sich in einen Geist zu verlieben. In den Geist von jemandem, ohne den Körper in Beziehung zu setzen.

Ich habe heute einen Freund getroffen. Der Freund hat mir von seinem Leben in einem online System erzählt. Von den Freundschaften, die er dort gefunden hat und dem was über Freundschaften hinausgeht. Er hat ein System beschrieben, eine Gesellschaft, in der sich Menschen treffen, die einen ähnlichen Blick auf die Welt haben, ähnliche Träume und Fantasien. Die ähnliche Wege gehen um dem Glück näher zu kommen oder zumindest der Ausgeglichenheit. Die Menschen dort geben sich Avatare, die sie sich selbst ausgesucht, die sie selbst nach ihren Wünschen und Vorstellungen gestaltet haben.

Im System gelten strenge Regeln und hin und wieder verschwinden Leute, es ist schon vorgekomen, dass sie im “Realen Leben” gestorben sind, öfter kommt es vor, dass sie aus dem System verbannt wurden. Die Regeln geben dem System Struktur, ein Gerüst, dass das System zusammenhält und verhindert, dass es wieder auseinander fällt, sich auflöst in seine Bestandteile. Die Individuen innerhalb des Systems wissen um das System und halten sich an die Regeln. Jeder weiß, dass wer sich nicht an die Regeln hält Gefahr läuft, verbannt zu werden. Verbannt zu werden, bedeutet nicht mehr Teil des Systems zu sein. In dem Sinne ist es eine freie Entscheidung, sich den Regeln des Systems unterzuordnen oder nicht. Es gibt noch viele andere Systeme, Systeme, die nach unterschiedlichen Regeln funktionieren. Jeder ist frei, sich ein System auszusuchen. Doch es gibt kein System ohne Regeln.

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