Relevanz vs. Reichweite

Vor 20 Jahren, als ich an der der Kunsthochschule studierte, wurde mir beigebracht, nach Qualität zu streben. Doch was ist Qualität? Qualität wurde von Experten beurteilt, die ihr Wissen aus langer Erfahrung oder aus Büchern hatten. Von dem was populär war, was bei vielen ankam, sollte man sich fern halten.

Heute ist es offenbar ganz umgekehrt. Qualität ist definiert als das, was populär ist, was bei möglichst vielen, möglichst gut ankommt. Von dem, was Experten sagen, basierend auf alter Erfahrung oder Wissen aus Büchern, hält man sich heutzutage besser fern.

Wie misst man Qualität, zum Beispiel von künstlerischer oder journalistischer Arbeit? Wozu das Streben nach Qualität? Und wie ist Qualität überhaupbt definiert?

Ziel ist Relevanz und Einfluss. Je höher die Qualität, desto größer die Relevanz. Und hohe Relevanz ist Voraussetzung fürEinfluss.

Qualität wird heutzutage gerne in Popularität gemessen, in dem Glauben, größere Popularität führe zu mehr Einfluss. Doch das lässt sich mit einem einfachen Gedankenexperiment widerlegen, ein Gedankenexperiment, dass ich schon vor vielen Jahren formuliert habe, als das Fernsehen noch wichtiger war, als heute: Wenn ein Dokumentarfilmemacher einen Film macht, über einen Missstand in unserer Gesellschaft und dieser Film wird nur einem einzigen Zuschauer vorgeführt, z.B. einem Minister, der dann ein Gesetz anstößt, das diesen Missstand behebt, ist dieser Film dann erfolgreich?

“Nein!” ist die klare Antwort, wenn man den Erfolg eines Films in Zuschauerzahlen misst. Dieser angenommene Film hatte nur einen einzigen Zuschauer – den Minister. In wieweit der Film die Gesellschaft beeinflusst, in diese Richtung wird noch nicht einmal geschaut. Auf Grundlage von Zuschauerzahlen (ich habe bereits früher beschrieben, wie es kommt, dass sich die Menschen im Fernsehen so gerne von Zuschauerzahlen blenden lassen) wird die Qualität z.B. von Fernsehprogrammen evaluiert, in der Folge werden Programme dann so ausgerichtet, dass sie im Schema der Qualitätsvorgabe (= möglichst viele Zuschauer) möglichst erfolgreich sind. Mit diesem Rezept hat sich Fernsehen, wenn es darum geht, die Gesellschaft voranzubringen, über die Jahre komplett irrelevant gemacht.

Die Vermessung der Qualität in Popularitätder selbe gefährliche Unsinn – wird nun in noch viel größerem Maß im Bereich Social Media betrieben. Das ist gefährlich, denn das, was wir als Macher von Medien den Menschen zum Konsum geben, formt die Zukunft. Die Menschen, die sich mit diesem Quatsch beschäftigen, die Ihre Hirne mit diesem Quatsch formen, können nur mehr in diesen Formen denken. Das Ergebnis ist die Wahrnehmung in Extremen gepaart mit dem Glaube an die einfache Lösung. Dieses Denken führe ursächlich u.a. zur Wahl von Trump in den USA, dem Brexit, der AFD im Bundestag.

Doch noch viel mehr, als die Konsumenten, sind die Produzenten gefährdet. Die Social Media Producer. Sie üben sich tagtäglich, ihre Gedanken in die rigiden Formen von Facebook, Twitter & Co zu pressen; permanent überwacht vom unmittelbaren Belohnungs- und Bestrafungs-System der exakt vermessenen Klickzahlen und Interaktionen . So werden die talentiertesten jungen Journalisten der neuen Generation gnadenlos in das System gedrückt, ein System, das das Denken der Macher wie der User einzwängt, vermutlich ohne dass sie es merken. Denn sie kennen es nicht anders.

Die Menschen in einer Demokratie im Denken in Extremen zu schulen ist offensichtlich gefährlich. Die Gefahr ist nicht mehr abstrakt. Der oberste extreme Denker hat derzeit seinen Daumen über dem Knopf für die nukleare Auslöschung der Menschheit. Eine Vorstellung die uns alle beunruhigen sollte.

Dinge, die neu sind, die das Potential haben, der Zukunft eine andere Richtung zu geben, können im Entstehen gar nicht populär sein. Denn sie sind neu und im Moment des Entstehens gerade erst ein wenig mehr als unbekannt.

Wir brauchen diese neuen Dinge/Gedanken/Ideen. Es geht vermutlich um nicht weniger als um unser aller Überleben. Doch wir werden das Neue nicht finden, wenn wir die Qualität jeder Idee unter dem Gesichtspunkt der Popularität beurteilen. Es ist wie der Witz vom Mann, der nachts seinen verlorenen Haustürschlüssel sucht. Er kriecht auf allen Vieren unter einer Strassenlaterne. Er weiss, dass er den Schlüssel dort unmöglich verloren haben kann – doch unter der Lampe ist das Licht besser.

Das Licht – das sind die messbaren Reaktionen der Zuschauer. Die gibt es, keine Frage, sie lassen sich auch sehr gut abbilden. Doch sind die Zahlen, nur weil sie sich exakt messen lassen, deshalb auch relevant? Mit Sicherheit nicht.

Gallery Weekend in Berlin – Würmer im Keller

Wenn man nicht die Werke als solche, sondern die Galerie als ganzes, als Kunstwerk begreift, erlebt man ein vielschichtiges Bild der Gesellschaft unserer Zeit.

Es ist Gallery Weekend in Berlin. Eine hippe Galerie in Mitte. Eine Ecke von Berlin, die immer schon häßlich war, vor 20 Jahren verlassen und ruhig, jetzt Teil des pulsierenden Lebens der Stadt, mit Baustellen, Verkehr und zahllosen Touristen.

Die Galerie ist ein Betonklotz. Besucher schieben sich in eine Eingangshalle an den Betonwänden drei Bilder, die aussehen, als hätte jemand Legoklötze gemalt.

Am Ende der Eingangshalle eine schmale, steile Treppe, selbst halb Kunstwerk und dadurch nur unsicher hinaufzusteigen. Im ersten Stock coole, offene Räume. Laut lachende und gut angezogene Galeristen sitzen hinter riesigen Apple Monitoren und scheinen – Masters of the Universe – glänzende Geschäfte zu machen.

Von der Eingangshalle führt auch eine steile Treppe in den Keller. Drei Videoprojektionen, ansonsten ist es stockfinster und es dauert eine Weile, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Nach und nach wird man gewahr, dass man den Raum mit zahlreichen anderen Menschen teilt. Besuchern einer Kirche gleich, die ehrfürchtig Heiligtümer bestaunen, die Erklärung der Wirren der Welt versprechen. Doch die Exponate sind kryptisch. Ein Film zeigt einen langsamen Gang durch eine Luxusvilla, ein Film zeigt einen Mann der zu einer Gruppe spricht, wie ein Arbeiterführer zu Arbeitern, ein Film zeigt Menschen beim Sex. Die Menschen, die stumm die Filme betrachten haben sich adrett angezogen, so wie man sich herausputzt, am Sonntag, wenn man in die Kirche geht.

Im Hinterhof der Galerie parkt ein riesiger schwarzer BMW, daneben in dunklem Anzug der Fahrer. BWM ist Sponsor des Gallery Weekend, so steht es auf der Limousine, die offenbar Menschen, die wichtiger sind als man selbst, von einer Galerie zur anderen trägt. Wichtige Menschen, mit denen die wichtigen Menschen in Anzügen im ersten Stock Geschäfte machen.

Sie lassen sich dabei beobachten. Der Betrachter der Kunstwerke wird Betrachter der Vorgänge. Die Vorgänge brauchen die Kunstwerke, um existieren zu können, so wie der Baum die Erde braucht. Sich mit den Kunstwerken im Keller zu beschäftigen, ist wie der Regenwurm, der die Erde umgräbt. Den Baum gäbe es wohl auch ohne den Wurm. Doch mit Wurm geht es ihm besser.

Der Mythos vom Low Attention Span

Ungefähr im Jahr 2003 habe ich es auf einer Konferenz das erste mal gehört – die Nutzer des Internets würde an einer seltsamen Krankheit leiden. Während einer Podiumsdiskussion in Amsterdam fragte ein Experte ob die Internet-User nicht einfach alle einen Low-Attention-Span hätten. Die Zuhörer schienen die Frage zu mögen und das lag daran, dass die meisten im Publikum  Medienmacher der alten Medien waren und die hielten von den neuen, völlig unverständlichen Internetnutzern nicht viel. Von da an hörte man den Gedanken immer öfter. Immer mehr Experten stellten sich auf Bühnen und proklamierten, dass sich der moderne Mensch nicht mehr lange konzentrieren könne.

Die einfache Formel  dass alles einfach sein muss, damit es die neuen Mediennutzer auch fressen wurde so oft wiederholt, bis es alle in der Branche verinnerlicht hatten. Über mehr als eine Dekade werden nun schon die Inhalte in den Medien (nicht nur im Internet!) auf diesen Typus des unkonzentrierten Konsumenten zugeschnitten. Die Inhalte, wurden kürzer, prägnanter und Journalisten, Politiker und später sogar Fachleute genierten sich nicht, komplexe Sachverhalte völlig zu verstümmeln – vorgeblich der besseren Verständlichkeit dienend.

Mittlerweile glauben Millionen von Menschen simplifizierenden Erklärungen. Sie fühlen sich informiert und wissend, sind gegenüber komplexeren Gedanken grundsätzlich skeptisch. Wieso sollte man etwas kompliziert sagen, wenn man es auch einfach ausdrücken kann? Die Menschen wurden über die Jahre immer mehr konditioniert, das Einfache zu bevorzugen und das Komplizierte abzutun.

Als ich damals das Argument vom Short-Attention-Span zum ersten mal hörte, fühlte ich mich unwohl. Doch es sollte Jahre dauern, bis ich in der Lage war, in Worten auszudrücken, woher dieses Unwohlsein stammte. Die Beobachtung war falsch und der Grund ist ganz einfach:

Wenn eine Person einen ganzen Abend lang kurze YouTube-Clips ansieht, hat sie dann einen Short-Attention-Span? Mit Sicherheit nicht, im Gegenteil. Sie schenkt einer Übung stundenlange Aufmerksamkeit. Das Argument war, dass die einzelnen Erzähleinheiten im Internet nur kurz waren. Es war eine richtige Beobachtung aber der falsche Schluss. Tatsächlich waren die Einheiten kurz doch es lag vorranging and der  begrenzten Bandbreite des damaligen Internets. Downloadgeschnindigkeit, Traffic und Speicherplatz, waren limitierte Ressourcen. Nichtsdestotrotz war das Argument schon zu seiner Zeit blödsinnig. Warum sollte die Aufmerksamkeit eines Menschen geringer sein, der sich 90 Minuten mit YouTube beschäftigt, als bei jemandem, der einen 90 minütigen, linearen Film ansieht? Ein Film besteht auch aus verschiedensten Szenen, Gedankensprüngen und assoziativen Verbindungen. YouTube auch. Es ist in der Hinsicht sogar um einiges Anspruchsvoller.

Die Annahme, der moderne Medienkonsument wolle kurze und knackige Informationen auf Kosten von Tiefe und Differenziertheit wurde im Laufe der Zeit so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Die Medieninhalte wurden immer oberflächlicher, und dadurch wurden tatsächlich viele Menschen zu Oberflächlichkeit erzogen.

Warum ist diese Frage immer noch von Bedeutung?
Eigentlich könnte man sagen, es is doch egal, was zuerst war, der oberflächliche Mensch oder die oberflächliche Kommunikation. Denn heute seien Millionen von Menschen wenig komplex im Denken und für diese Menschen sei die oberflächliche Kommunikation genau richtig.

Medienunternehmen gehen davon aus, dass der Mediennutzer komplizierte Inhalte scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Man blickt auf Statistiken und zieht Klickzahlen zu rate. Doch auf die Knickzahlen zu starren ist wie in die Sonne zu schauen – man wird blind für alles was sonst noch herum ist. Und so übersehen die Medienmacher etwas grundsätzliches. Die Klicks werden von denen generiert, die sich an die Konventionen des Oberflächlichen angepasst haben. Die anderen klicken nicht, oder dort, wo es die Mainstream Medienmacher nicht hinsehen.

Sam Harris ist Philosoph, Neurowissenschaftler und Podcaster. In seinen Podcasts macht er vieles nach allen Regeln der Kunst falsch. Die Gespräche, die er führt, sind ausufernd, kompliziert, er überlegt sich nicht, was das Publikum hören will, seine Themen entsprechen seinen eigenen Vorlieben. Vor kurzem führte er ein Interview mit einem Physiker, in der Einleitung sagte Sam Harris, Studenten der Mathematik hätten sicherlich ihre Freude daran, allen anderen seiner Zuhörer empfahl er, sich den Podcast zwei mal anzuhören. Der Podcast dauerte mehr als 1 ½ Stunden.

Das grundsätzlich neue des Internets ist, dass es annähernd unendlich tief ist, dass es anders als bei früheren Medien wie Radio, Fernsehen, Film, Zeitung oder Büchern keine zeitlichen Beschränkungen gibt. Milliarden von Menschen haben Zugang und immer mehr Menschen lernen, durch die Oberflächlichkeit hinabzutauchen.

Sam Harris erstellt seine Podcasts mit einfachsten technischen Mitteln. Seine Gesprächspartner sind Koryphäen in den verschiedensten Feldern, sie kommen gerne zu ihm, weil er ihnen die Zeit gibt, in die Tiefe zu gehen und keine blödsinnigen Vereinfachungen fordert.

Sam Harris erreicht mit jedem seiner Podcasts ca. 2 Million Hirne, unter ihnen die besten Hirne der Welt .

END OF TV

Warum das Fernsehen dem Tod geweiht ist – und wie es gerettet werden kann.

“Facebook first!” ist die Parole auf den Fluren der Fernsehsender.
Es ist kurios. Vor 20 Jahren, als es langsam losging mit dem Internet, da haben einen die Herren des Fernsehens nicht mal mit dem Arsch angeschaut, wenn man laut über die neuen Arten des Erzählers nachdachte, die der Computer möglich machte.

Heute tanzt das Fernsehen nach der Pfeife des Internets. Und das heißt, nach der Pfeife der großen im Internet: Facebook, Twitter, Instagram und Konsorten. Damit verhält sich das Fernsehen ganz so, wie es das Internet nie getan hat: Das Internet hat sich nie darum gekümmert, wie man es im Fernsehen macht, oder in den Zeitungen, im Kino oder im Radio.

Das Internet hat sich auf seine Stärken konzentriert, nicht auf seine Schwächen. So hat es seine Stärken (die anfangs noch ganz schwach waren) langsam aufgebaut. Damit ist das Internet groß und mächtig geworden.

Ganz anders verhält sich nun das Fernsehen: Es will im Internet bestehen und dabei stören die eigenen Stärken oft nur – sie werden ignoriert und verkümmern. Das ist ganz so, als würde man sich einen Arm abhacken, weil man nicht durch eine Tür passt.

Ein Beispiel: Die Nachrichten begeben sich in ein Wettrennen, wer Breaking News als erstes vermeldet. Und wie bei der Geschichte vom Hasen und Igel hat das Fernsehen das Rennen schon verloren, noch bevor es beginnt: Wenn irgendwo irgendwas wichtiges passiert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mindestens einer der Umstehenden ein Handy hat, ein Foto macht und es auf Twitter oder Facebook postet. Damit hat zwar noch niemand etwas vom Geschehen mitbekommen, aber wenn später die Leute (vielleicht sogar alarmiert vom Fernsehen) auf Twitter nachsehen, ist die Meldung schon da.

Twitter & Facebook sind immer die ersten, so wie der Igel immer schon da ist.

Wer in der Nachrichtenredaktion eines Fernsehsenders arbeitet, kann dieses Schauspiel bei jedem neuen Terroranschlag (die derzeit offenbar in Mode sind) miterleben.

Und während all die klugen Menschen, die in der Redaktion arbeiten, in wilder Geschäftigkeit nach Bildern und Wortfetzen suchen, um den Bildschirm zu füllen – vergessen sie das, was sie eigentlich am besten könnten:
Das Nachdenken. Das Reflektieren. Das Einordnen.

Und das könnte dem Zuschauer tatsächlich helfen. Denn jedesmal, wenn ein Unglück passiert, geht im Internet das große Geschnatter los. Da wird um die Wette spekuliert und gemutmaßt, wird das ganz große Disaster prognostiziert. Die Institution des Fernsehens, könnte helfen, einzuordnen und zu verstehen. Das Fernsehen könnte der Gesellschaft dienen, indem es deeskaliert, statt den Menschen noch mehr Angst zu machen.

Warum könnte das Fernsehen, was das Internet nicht kann?

Das Fernsehen ist viel besser kuratiert, als das Internet. Es ist eben nicht jede Stimme gleich laut. In einem solchen Fall, wäre es wichtig, dass die Worte der Klugen und Bedachten lauter wären, als derjenigen, die nur daherschwätzen.

Eine der größten Kräfte des Fernsehens ist nach wie vor seine Aura. Wenn das Fernsehen fragt, äussern sich die Klügsten und Besten. Das Fernsehen führt Listen, die über Jahre, vielleicht Jahrzehnte gepflegt wurden, Netzwerke von handverlesenen Stimmen, die es bei Bedarf aktivieren kann. Oder könnte. Denn dazu bleibt im Rennen um die Aufmerksamkeit oft keine Zeit mehr.

Und so wird im Fernsehen geplappert wie im Internet – wird im Fernsehen berichtet, was im Internet kursiert. Da ist es kein Wunder, dass sich die Menschen immer mehr vom Fernsehen abwenden.

Das Fernsehen bemüht sich, immer mehr so zu sein, wie das Internet und verliert sich selbst dabei. Und so wird es zunehmend irrelevant.

Ganz so wie der Hase im grimmschen Märchen, der das Rennen, das er nicht gewinnen kann, so lange läuft, bis er tot umfällt.

 

Es bedarf eines Wahnsinnigen, die USA in eine Diktatur zu verwandeln

Im vergangenen Jahr habe ich sehr viel über die Wahl in den USA und Donald Trump geschrieben. Im wesentlichen ging es dabei um die Unmöglichkeit, dass Trump President werden könne. Die These war, dass es ausreichend Sicherungssysteme gäbe, die alle Arten von Verrückten als Präsident verhindern würde.

Ich beklagte, dass es überhaupt so weit hatte kommen können, dass diese Notbremsen gezogen werden mussten und war beeindruckt, als es geschah. Als zum Beispiel die Republikanische Partei alles aufbot, um ihren eigenen Kandidaten zu verhindern, sogar auf die Gefahr hin, sich selbst zu zerstören.

Zuletzt habe ich Hoffnung in die Worte von Obama gelegt, dass er Vertrauen in das Urteil der Amerikaner habe. Im Nachhinein denke ich, seine Worte hätten alarmieren müssen. Trump wurde Präsident.

Trump ist Präsident. Und noch immer gibt es Sicherungssysteme und es ist faszinierend zu beobachten, wie diese Systeme aktiviert werden. Und es lässt einem den Atem stocken, zu sehen, dass nichts den Trump-Zug aufzuhalten scheint.

Wohin fährt der Trump-Zug?
Ich glaube nicht, dass Trump selbst ein Ziel hat, er scheint stets aus dem Moment heraus zu agieren und strategischen Überlegungen wenig aufgeschlossen zu sein. Das würde zumindest erklären, dass er oftmals derart waghalsig und unüberlegt vorgeht. Die Erfahrung, die Trump dabei jedoch immer wieder macht, ist, wie weit er mit alldem, kommt. Die Welt verändert sich entsprechend seiner Vorstellungen.

Wer gesehen hat, wie sich sein Kabinett bei der ersten Sitzung, als alle Minister versammelt waren, verhalten hat, mag verstehen, was ich meine. Die Minister haben sich kollektiv dem Wahnsinn des Präsidenten unterworfen. Der Weg wird Trump von denen gebaut, die sich aus – welchen Gründen auch immer – seinem Bild ergeben.

 

Wohin also führt der Weg?
Alles was wir derzeit sehen, macht plötzlich Sinn, wenn man es aus einem sehr unangenehmen Blickwinkel betrachten: Wir erleben den Überlebenskampf einer Demokratie. Die USA gehen in rasanter Geschwindigkeit in Richtung Diktatur.

Es bedarf vieler Wahnsinniger, die USA in eine Diktatur verwandeln zu wollen.

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