My opinion about opinion

Opinion usually has something to do with level of knowledge, and the level of knowledge can actually always improve. Probably it is rather the rule, than the exception, that opinion changes, if knowledge rises. The further one looks into the past (be it the personal one or the one of mankind) the rarer become there, to all appearances, the exceptions.

So what is there to give on opinion? – Probably not too much.

If one then still considers, how much opinion upsets, and not only emotional energy requires, which then cannot be used any more to extend knowledge (by arguing, for example, instead of asking), I can’t help but think: One should leave opinion be, where it is only possible. And when it is not possible – because sometimes you need an opinion – it is hopefully wiser, when you have not wasted so much energy to have an opinion about everything.

Meine Meinung zu Meinung

Meinung hat meist etwas mit Wissensstand zu tun und der Wissensstand kann sich eigentlich immer verbessern. Vermutlich ist es eher die Regel, als die Ausnahme, dass sich Meinung ändert, wenn das Wissen steigt. Je weiter man in die Vergangenheit schaut (sei es die persönliche oder die der Menschheit) desto rarer werde da, allem Anschein nach, die Ausnahmen.

Was ist also auf Meinung zu geben? – Wohl nicht allzu viel.

Wenn man dann noch bedenkt, wie sehr Meinung aufregt, nicht nur emotionale Energie kostet, die sich dann nicht mehr einsetzen lässt um Wissen zu erweitern (indem man z.B. argumentiert, statt zu fragen) komme ich nicht umhin zu denken: Man sollte die Meinung sein lassen, wo es nur geht. Und wenn es nicht geht – denn manchmal braucht man eine Meinung – ist sie hoffentlich klüger, wenn man nicht so viel Energie verschwendet hat, zu allem eine Meinung zu haben.

Offener Brief an meine Freunde oder wie man ein Iglu baut

Welche Realität war gleich wieder die richtige?

Nicht wenige meiner besten Freunde fürchten sich schon davor, dass ich wieder damit anfange: “Multiperspektive”.

Denn so nenne ich das, was ich seit ein paar Jahren immer mehr und allenthalben sehe, wie ein Pflänzchen, das sich an allen möglichen Orten immer mehr ausbreitet. Aber meine Freunde wollen sich nicht so viel (wie ich) über Blätter unterhalten, und wie könnte man es ihnen verdenken? Meine Freunde interessieren sich ja auch noch für andere Dinge, wie Kunst und Kultur oder welchen Schrank man kaufen will, oder wo am besten. (“Danke für den Tipp, Jim, wir haben einen gefunden!”).

Ich lebe ja auch auf dieser Welt und ich kenne und schätze den Wert solcher Gespräche. Wir leben in der Stadt, da ist das Zeug, das da wächst nicht so wichtig. Meine Freunde sind keine Botaniker, die sich auf die Detailverliebtheit einlassen könnten, die es braucht, wenn man Blattstrukturen untersuchen will (bzw muss. Ich muss, ich kann es nicht lassen. “Verdammt, das ist wichtig! Ja auch bei diesem Pflänzchen, das da zwischen den Ritzen auf der Strasse wächst.”) Und so zucken meine Freunde leicht zusammen, wenn ich schon wieder auf ein Blatt zeige und ausrufe: “Multiverspektive!”.

Meine Freunde scheinen vor lauter Stadt nicht zu sehen, wie gerade eine Pflanze dominant wird, die vermutlich in wenigen Jahren völlig unser Denken beeinflusst haben wird — und ich vermute, dass genau dieses Denken notwendig sein wird, um die Karre noch mal rumzureissen, und wir so vielleicht, wie bei einem Computerspiel, auf den nächsten Level kommen. Wie gesagt, das vermute ich, das kann jetzt aber noch niemand wissen. So wie man nie wissen kann, wie sich die Zukunft sich entwickeln wird. Aber es gibt Wetterprognosen. Und ich bin sowas, wie ein Wetterfrosch. Denn wie das Schicksal so wollte, habe ich genau das ich sein mehr als 20 Jahren studiert. Was genau? Das Pflänzchen.

Gras, also Cannabis, also die Pflanze für die sich immerhin noch ein paar Leute mehr interessieren, ist: absolut gar nichts dagegen. Ich sehe ja, wie das, was da im Entstehen ist, schon jetzt kolossal unser Denken verändert. Ja, auch Deins! Schau einfach hin, dann kannst Du es sehen. Und denke nicht, das sei normal, nur weil es Deinen Freunden mehr oder weniger genauso geht.

Wie soll ich sagen? Man kann es deutlich erkennen, wenn man in eine andere Richtung schaut als man es gemeinhin gewohnt ist. Wenn man ins Weltall schaut ist es dunkel, wenn man die Sonne im Rücken hat. Auf der Erde nennt man dieses Phänomen “Nacht”. Doch die Nacht geht dem Ende entgegen. Und man kann die Dämmerung bereits wahrnehmen. Wenn man dahin schaut, wo die Sonne aufgehen wird. Wenn man irgendwohin schaut, dann bekommt man sehr wahrscheinlich nicht mit, dass es dämmert.

Die Pflanze wird von Tag zu Tag grösser, hier ist mir nun ein besonders schönes Exemplar untergekommen: Könnt Ihr Euch das bitte mal anschauen? Hört Euch diesen Beitrag an, und ruft Euch alle 30 Sekunden das Wort “Multiperspelktive” in Erinnerung, stellt Euch in Gedanken meine Stimme vor und das, was ich seit Jahren über die über die Struktur der Blätter gesagt habe. Könnt ihr es jetzt sehen?

Für die alle die nicht wissen, von WTF ich rede – diese Pflanze haben natürlich auch schon andere bemerkt. Leute, die es anders ausdrücken. Immer mehr Leute beschreiben das selbe Phänomen, das ist nur nicht so einfach zu erkennen, denn sie beschreiben es aus vielen verschiedenen Blickwinkeln und geben der Sache unterschiedliche Namen.

Judith Aston hat mich auf den Begriff Metamodernismus gestoßen, ich würde sagen es ist das gleiche Phänomen:

Man könnte jetzt natürlich fragen: “Ok. Das Ding, das Pflänzchen, Metamodernismus, Multiperspektive oder was auch immer, es kommt ja sowieso. Warum sollten wir da irgendwie (und wie überhaupt?) eingreifen, ist ja nichts schlechtes, oder? Warum also jetzt so viel Energie für etwas verwenden, wo es doch noch andere mindestens ebenso wichtige Dinge gibt?”

Die Frage ist sehr berechtigt und ich würde ganz nüchtern antworten: “Weil ihr Euere Kinder so erziehen wollt, dass sie gut auf die Zukunft vorbereitet sind. Dass man ihnen also heute schon beibringt, wie man die Pflanze erkennen kann, wie man deren Wirkung verstehet, um in Zukunft mit und nicht gegen die Pflanze zu arbeiten. Auf der anderen Seite sind dann bestenfalls die, die sich später ständig in den Ästen der Pflanze verheddern, weil sie sie nie zu sehen gelernt haben.

Open Letter To My Friends or How To Build Igloos

Quite a few of my best friends are getting uncomfortable whenever I’m going to start saying this word once again: “multi-perspective”.

Because this is what I call what I have been seeing more and more and everywhere for a few years now, like a little plant that is slowly spreading more and more in all kinds of places. But my friends don’t want to talk about leaves as much (as I do), and how could you blame them? After all, my friends are interested in other things too, like art and culture, or which wardrobe to buy, or where to get the best. (“Thanks for the tip, Jim, we found one!”)

I still live in this world, after all, and I know and appreciate the value of such conversations. We live in the city, so the stuff that grows there isn’t that important after all. My friends are not botanists who could engage in my attention to detail, which is what it takes when you want (or need) to examine leaf structures. I have to, I can’t help it. “Damn, this is important! Yes, even that one particular little plant growing there between the cracks in the road.” And so my friends flinch slightly when I point again to a leaf of a plant and exclaim: “multiperspective!”.

My friends don’t seem to see for the city how a plant is becoming dominant right now that will probably have completely reshaped our thinking in a few years (and I suspect that this very thinking will be necessary to turn the trolley around once again, and so maybe, like in a computer game, get to the next level. As I said, I suspect that, but nobody can know that yet. Just as you can never know how the future will develop. But there are weather forecasts. And I am something like a weatherman. Because as fate would have it, that’s exactly what I’ve been studying for more than 20 years. What exactly? That little plant.

Weed, i.e. cannabis, i.e. the plant that at least a few more people are interested in, is: absolutely nothing compared to it. I can see how what is emerging is already colossally changing our thinking. “Yes, yours too! Just look, then you can see it. And don’t think that it’s normal, just because all your friends feel more or less the same way.

How can I say? You can clearly see it if you look in the other direction than most are used to. The view of the universe is dark, if one has the sun in the back. On earth, this phenomenon is called “night”. But the night is coming to an end. And you can already perceive the dawn. If you look in the right direction, of course. If you look anywhere, then you very likely don’t get that it’s dawn.

The plant is getting bigger from day to day, here is a particularly beautiful specimen I have now come across: Can you please take a look at it? Listen to the this podcast, and every 30 seconds recall the word “multiperspective”, imagine in your mind my voice and what I have been saying for years about the structure of the leaves. Can you see it now?

For those of you who don’t know WTF I’m talking about – this plant, of course, has also been noticed by others. People who put it differently. More and more people are describing the same phenomenon, it’s just not so easy to tell because they describe it from many different angles and give it different names.

Judith Aston pointed me to the term metamodernism, I would think it is the same thing:

Of course, one could now ask: “Okay, this thing, this little plant, metamodernism, multi-perspective or whatever, it’s coming anyway. Why should we intervene somehow (and how at all?), it’s nothing bad, isn’t it? So why spend so much energy on something now, when there are other things at least as important?”

This question is very justified and I would answer quite soberly: “Because you want to educate your children well today, in order to prepare them well for the future. So you have to teach them today, how to recognize the plant, how to understand its effects in order to be able to work with the plant and not against it. On the other side are then at best those who later constantly get tangled in the branches of the plant because they have never learned to see it.

Geschichten sind nur Worte, die sich zufällig reimen

Ein paar Worte über Geschichten, betrachten Sie diese als wahr. So wahr, wie Geschichten eben sein können. Alle Geschichten sind gemacht, sind konstruiert, sind künstlich, kämen so in der Natur nie vor. Es gibt keine wahren Geschichten, man könnte sogar sagen, die wahre Geschichte an sich, ist eine Erfindung und doch sind Geschichten alles, was wir haben, und alles was ist, haben wir Geschichten zu verdanken.

Ohne Worte, zu Geschichten gebündelt, könnten wir uns an die Welt nicht erinnern. Wir könnten nur sehen und hören und fühlen und schmecken was ist, wir könnten die Welt wahrnehmen, doch sie wäre zerronnen, sobald der Augenblick vergangen und in der Vergangenheit verschwunden ist. Wir könnten uns an nichts erinnern. Alles bestünde nur aus dem Moment, in dem es ist. Ohne Worte wäre der einzige Ort, an dem wir leben könnten, der immerwährende, ewige Moment.

Eine Geschichte ist nicht mehr als ein Bündel Worte, die sich auf bestimmte Art und Weise reimen. Der Reim ist das, was die Worte zusammenhält, so dass sie in Erinnerung bleiben können, von Gehirn zum Gehirn transportiert werden können, von Dauer sein können [1].

Worte mögen eine Annäherung an das sein, was ist, Geschichten hingegen sind willkürlich. Geschichten interessieren sich nicht dafür, ob sie näher oder weiter sind von dem, was ist. Geschichten interessieren sich nur dafür, ob sie sich reimen. Je besser der Reim, desto besser die Geschichte.

Nicht jedes Hirn schätzt alle Reime gleich. So bevorzugen manche zum Beispiel einfachere Reime, manche komplexere, manche lustigere, manche ernsthaftere, manche mit einer klareren Melodie, manche mit einer polyphoneren. Und so schätzt nicht jedes Hirn die gleichen Geschichten, doch alle Hirne schätzen Geschichten.

Worte außerhalb von Geschichten machen keinen Sinn, fallen auseinander, sind leere Worte. Die Zahl der nicht-gebündelten Worte, die sich ein Hirn merken kann ist begrenzt, die Zahl der Geschichten, die sich ein Hirn merken kann, mag auch begrenzt sein, doch sie ist gewaltig groß. Sie können es selbst sehen, sobald Sie Ihren Blick nach innen richten. Betrachten sie all die Geschichten, an die Sie sich erinnern können, all die Geschichten, die Sie zu dem machen, was Sie sind.

Alle Geschichten sind Erfindungen. Sie sind alles, was wir haben. Alles, was wir sind.


[1] Zwar gibt es Techniken und Technologien Wissen aus Hirnen auszulagern (Bücher, Filme, ect.) doch kann dies eben immer nur (unbelebter) Zwischenspeicher sein.

Next page