Spiegel des Denkens

Die Menschen sind gerade dabei, künstlich Intelligenz zu entwickeln. Und um zu verstehen, wie Denken funktioniert, nehmen sie das intelligenteste Wesen, das ihnen einfällt und analysieren, wie es denkt. Sie legen also Menschen in Brain Scanner und machen alle möglich Tests und Untersuchungen mit ihnen. Und dabei kommt immer wieder das selbe heraus. Menschen sind wahnsinnig schlecht im Denken. Sie machen nicht nur viele Fehler, sie glauben auch allen möglichen Blödsinn, den sie sich selbst ausgedacht haben.

Es mag keine gute Idee sein, Intelligenz nach dem Vorbild des Menschen zu erschaffen – und vielleicht klappt es auch gar nicht, mit der künstlichen Intelligenz.

Viel wichtiger jedoch ist: Mit Künstlicher Intelligenz bauen sich die Menschen einen Spiegel. Einen Spiegel, in dem der Mensch sich beim Denken zuschauen kann. Das ist es, was den Mensch verändern wird.

Wie wenn einer einen Fleck im Gesicht hat. Erst durch den Blick in den Spiegel wird er sich dessen bewusst. Es mag ganz einfach sein, sich von dem Fleck zu befreien. Doch man muss den Fleck zuerst einmal gesehen haben, um zu wissen, wie man ihn sich aus dem Gesicht wischen kann.


Auszug aus “Codonaut – Wohin programmieren wir uns?”, einem Korsakow-Film über Künstliche Intelligenz. Der Film ist hier zu sehen: codonaut.de

Carving arrowheads

At a party, I argue with a woman. She is agitated because she read that children in Sweden have such fine motor disorders that they cannot even sharpen a pencil.

“Whether it’s good or bad to be able to sharpen a pencil depends entirely on the point of view”, I say, and she doesn’t understand me.

I can’t carve arrowheads any more and if I had to, I’d be terribly bad at it.

And any hunter and gatherer would ask if he saw this: What kind of stupid monkey is that?


Excerpt from “Codonaut – Where do we program ourselves?”, a Korsakow film about artificial intelligence. Go to codonaut.de to see the film.

Pfeilspitzen schnitzen

Auf einer Party streite ich mich mit einer Frau. Die ist aufgeregt, weil sie gelesen hat, dass Kinder in Schweden derartige Störungen in der Feinmotorik haben, dass sie nicht mal mehr einen Bleistift anspitzen könnten.

Ob es gut oder schlecht ist, einen Bleistift anzuspitzen zu können, kommt ganz auf den Blickwinkel an, sage ich, und sie versteht mich nicht.

Ich kann doch auch keine Pfeilspitzen mehr schnitzen und wenn ich es müsste, würde ich mich furchtbar blöd anstellen.

Und jeder Jäger und Sammler würde fragen, wenn er das sieht: Was ist denn das für ein dämlicher Affe?


Auszug aus “Codonaut – Wohin programmieren wir uns?”, einem Korsakow-Film über Künstliche Intelligenz. Der Film ist hier zu sehen: codonaut.de

Intelligence as we know it

Where I came from, I wasn’t particularly smart. This can be proven by many testimonies and reports of my former teachers. In other places it was different and so in the course of my life I collected very different assessments of my capability to think.

The reason is probably that there is not one intelligence, but instead many different kinds. Just as there are different kinds of skills. One person migt be good when it comes to juggling balls. Another one is skilled at combining words and yet another one is good at combining lines of computer code.

When I watch my nephews play computer games with others in a team spread all over the world. They are skilled at using a technique that was completely unimaginable just a few years ago. How would you want to evaluate these skills? In the grading system of my former teachers?


Excerpt from “Codonaut – Where do we program ourselves?”, a Korsakow film about artificial intelligence. The film can be seen here: codonaut.de

Intelligent wie wir

Da, wo ich herkomme, war ich nicht besonders intelligent. Das lässt sich in Form vieler Zeugnisse und Gutachten meiner früheren Lehrer belegen. Wo anders war es anders und so habe ich im Laufe meines Lebens ganz unterschiedliche Beurteilungen meines Denkens gesammelt.

Der Grund ist vermutlich, dass es eine Intelligenz nicht gibt, sondern statt dessen viele unterschiedliche Arten. So wie es unterschiedliche Arten von Geschick gibt. Der eine stellt sich geschickt an, wenn es um das jonglieren von Bällen geht. Ein andere kann gut Worte kombinieren und wieder ein anderer Zeilen von Computercode.

Wenn ich meine Neffen betrachte, wie sie Computerspiele spielen, mit anderen in einem Team über die ganze Welt verteilt. Sie sind geschickt im Umgang mit einer Technik, die noch vor wenigen Jahren gänzlich unvorstellbar war. Wie wollte man diese Fähigkeiten bewerten? Im Notensystem meiner früheren Lehrer?


Auszug aus “Codonaut – Wohin programmieren wir uns?”, einem Korsakow-Film über Künstliche Intelligenz. Der Film ist hier zu sehen: codonaut.de

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