Elissavet hat geträumt. Von Männern aus der Antike.

Berlin, Juni 2013

“Von Griechen?”, frage ich (Elissavet ist Griechin).
“Nein, von Römern”, sagt sie.

“Aber die Römer, sind doch gar nicht die echte Antike. Die Griechen haben die Antike erfunden und die Römer haben sie dann nachgemacht. Das ist gar nicht echt”, sage ich ernst und meine es als Witz.

Elissavet strahlt aus tiefstem Herzen: “Das musst Du mal sagen, wenn richtig stolze Griechen da sind, die werden Dich lieben!”.

Ich sage es noch mal, um schon mal zu üben:
“Die Griechen haben die Antike erfunden, die Römer haben sie nur kopiert. Die Antike der Römer ist gar nicht echt.”

Elissavet strahlt. Sie ist glücklich. Ich sehe es ihr an, wenn sie glücklich ist.

“Wahnsinn,” sagt sie “es funktioniert!” und nach einer Pause: “unglaublich, was ich da in mir habe, was mir mitgegeben wurde, von meinen Eltern, von meiner Erziehung. Und wie anfällig es mich macht, Dinge zu glauben, die in dieses Muster passen.”

“Und wie schön es ist, Sachen zu erzählen, die die Leute hören wollen, auch wenn es Quatsch ist” sage ich.

Einen Zeit lang stehen wir schweigend im Flur unserer Wohnung, und sinnen den Implikationen nach, die diese Beobachtung mit sich bringt.