Weiter im Denken

Vor über 10 Jahren habe ich mir diesen Mülleimer gekauft. Sie wissen schon. Schickes Teil, Treteimer, alt, Metall, weiß, Ebay. Und seit 10 Jahren nervt er mich. Man tritt auf das Pedal und der Deckel klemmt. Nur manchmal, wenn man mehrmals kurz hintereinander drauftritt geht er auf. Manchmal. Ansonsten nimmt man die Hand zu Hilfe. Der Deckel klemmt. Scheißding! Aber weiß, Metall, alt, cool und – Sie wissen schon – nicht billig.

Und dann, nach mehr als 10 Jahren. Ich weiss nicht, warum. Ich war wie immer in Eile. Trotzdem. Ich knie mich vor den Eimer und schaue mir die Sache an. Nach etwa 30 Sekunden habe ich das Problem identifiziert und die Lösung gefunden. Es ist ganz einfach. Im Eimer, ein zweiter Eimer zum Herausnehmen. Und der innere Eimer hat einen Tragebügel. Und der verhakt sich mit dem Deckel, wenn man den Tragebügel nicht ganz gerade ausgerichtet nach hinten legt.

Ich bin zwei Tage lang glücklich. Und noch nach Monaten kann ich mich freuen, wenn ich das Fußpedal leicht berühre und der Deckel aufspringt. Schon eine geniale Sache, so ein Hirn.

Schon einmal bin ich mittels Denken auf eine Erkenntnis gekommen. Ich war wohl 14 Jahre alt. Vielleicht war es das erste Mal, dass mein Denken, ganz aus mir selbst heraus, auf eine Erkenntnis kam. Ich habe es noch genau vor Augen. Ich bin auf meinem gelben Rennrad die Wackersdorfer Strasse hinuntergefahren. Ich bin schnell gefahren. Die Wackersdorfer Strasse ist abschüssig. Die Ampel war grün. Ich schaue zur Seite. Manchmal macht mein Kopf ein Foto, manche Fotos trage ich mein Leben lang mit mir herum.

Auf dem Foto eine Bushaltestelle. Und auf der rechten Seite der Bushaltestelle: ein Mülleimer. Und ungefähr folgende Gedanken gehen mir durch den Kopf: Wieso eigentlich Apfeleimer? Es ist ja nicht so, dass man da nur alte Äpfel oder Apfelstumpen hineinwirft, sondern allen möglichen Kram: Papier, leere Flaschen, Plastiktüten, Müll… Abfall…

“Abfalleimer” – es heisst “Abfalleimer” und nicht “Apfeleimer” – ah!

Ich drehe den Kopf nach vorne und fahre weiter. Der Zukunft entgegen.