Neid

2014bergIch sitze mit meinem Neffen auf dem Balkon. “Wie soll ich es sagen?” fragt er, “Ich habe dich immer beneidet, dass du so genau weisst, wohin du im Leben willst. Dass du ein Ziel hast, dass du erfolgreich bist.”

Ich weiss nicht, was ich antworten soll. Denn zum einen weiß ich, wie steinig der Weg ist, den ich gehe. Doch viel mehr: Ich wollte niemals beneidet werden.

Vielmehr hätte ich gewünscht, dass man sich für mich freut. Von meiner Familie hätte ich es erwartet. Wenn mein Neffe mich zumindest bewundern und damit meine Leistung würdigen würde.

Neid ist schrecklich. Neid steht für die Frage “Warum du, warum nicht ich?”. *Neid* erkennt nicht an, dass man sich etwas *erarbeitet* hat. Und – das ist vielleicht das schlimmste – derjenige, der Neid äussert, verschließt die Augen vor den Ursachen des Erfolgs. Wenn man einen Bergsteiger darum beneidet, dass er einen hohen Berg gestiegen hat, wird man kaum in der Lage sein, von ihm zu lernen, um selbst irgendwann in der Lage zu sein, den Berg zu erklimmen.

Neid ist hässlich. Für den Neider wie den Beneideten.